Nach dem Pflegeskandal gibt die Stadt das Pflegeheim in den historischen Gebäuden nun auf

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Rust – "Diesen Makel bekommt man nicht mehr heraus", sprach Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely am Freitag das entscheidende Problem offen aus: "Nach den Vorfällen und der Geschichte dieses Standortes ist der Begriff Lainz im Kopf. Auch wenn das Geriatriezentrum längst umbenannt wurde." Daher gab Wehsely bei der Klubklausur der SPÖ Wien in Rust die Entscheidung bekannt: Das Geriatriezentrum am Wienerwald, wie es nun heißt, wird 2015 geschlossen.

Zuerst müssen allerdings die Voraussetzungen für die weitere Versorgungssicherheit geschaffen werden – schließlich werden im Jahr 2013 bereits mehr als 300.000 Menschen in der Stadt älter als 65 Jahre alt sein.

Neue Pflegezentren

Ziel sei eine bessere Verteilung der Pflegeeinrichtungen in der Stadt, so Wehsely: Die Überkapazität im Westen werde reduziert, dafür werden sechs moderne Einrichtungen geschaffen: Das Geriatriezentrum Baumgarten wird erneuert, in Liesing wird ein neues errichtet, eines in der Leopoldstadt, ein weiteres in Meidling, eines in Favoriten – nur der Standort Simmering ist noch offen. In Summe ist das ein 350-Millionen-Euro-Paket.

Dazu sollen noch drei weitere "innovative Einrichtungen" geschaffen werden: eine Verbindung des Appartmentsystems der Pensionistenwohnhäuser mit Therapie und Pflegemedizin. Eines dieser Projekte soll in Döbling, eines in Ottakring und das dritte in Hietzing umgesetzt werden – allerdings auch dieses nicht am Standort Lainz, wie Roland Paukner, Direktor der Pflegeeinrichtungen der Stadt Wien erläuterte. Denn neben dem Makel der Lainz-Skandale sei das entscheidende Problem: Bei einer Adaptierung der historischen und denkmalgeschützten Substanz "hätte man wahnsinnig viel Geld hinein geschüttet, ohne danach ein wirklich gutes Ergebnis zu haben", so Paukner.

Was aber nicht bedeute, dass in Lainz ab sofort nichts mehr investiert werde: "Die Qualität der Betreuung wird auf jeden Fall aufrechterhalten", so Wehsely. Bis 2010 soll die Bettenzahl weiter auf 1000 reduziert werden, und es soll nur noch Vierbettzimmer geben, erläuterte Paukner den weiteren Fahrplan. Sobald die neuen Einrichtungen fertig sind, sollen die bestehenden Abteilungen möglichst als ganze Einheit übersiedeln.

Nachnutzung offen

Was nach 2015 mit den leeren Pavillons geschehen wird, ist noch relativ offen. Es werde nun eine Projektentwicklung gemeinsam mit dem Bezirk gestartet, so Wilhelm Marhold, Leiter des Wiener Krankenanstaltenverbundes. "Dass wir da ein Juwel in der Phantasie der Entwicklung haben, wissen wir – aber auch dass es mit denkmalschützerischen Auflagen verbunden ist." Und: Das Ausbauprogramm sei soweit abgesichert, "dass wir nicht verkaufen müssen, um uns finanziell zu retten".

Das benachbarte Krankenhaus Hietzing wird hingehen am Standort bestehen bleiben, so Wehsely. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD print, 24./25.2.2007)