Irans Präsident Mahmud Ahmadinejad reagierte noch am Freitag auf den IAEO-Bericht: „Wenn wir dem Feind gegenüber Schwäche zeigen, werden die Erwartungen höher“, sagte er. „Aber wenn wir uns ihnen entgegenstellen, werden sie wegen dieses Widerstandes zurückweichen.“ In der Vergangenheit hätten Kompromisse nur zu weiteren Forderungen des Westens geführt.

Es wird eng um den Präsidenten. Im iranischen Parlament werden Unterschriften gesammelt, um Ahmadi-Nejad vor die Abgeordneten zu zitieren, wo er seine Wirtschaftspläne, die auch von den Konservativen stark kritisiert werden, erläutern soll. Vor 25 Jahren wurde zum ersten Mal kurz nach der Revolution der damalige iranische Präsident Abolhasan Banisadr vor das Parlament gerufen und gleich danach abgesetzt. Er flüchtete später nach Frankreich und lebt immer noch im französischen Exil. Man warf ihm vor, im iranisch-irakischen Krieg das Interesse des eigenen Landes zu vernachlässigen.

Abolhasan Banisadr hatte tief greifende Differenzen mit der Geistlichkeit. Im Gegensatz zu ihm genießt Mahmud Ahmadinejad jedoch immer noch das Vertrauen der Mullahs. Trotz dieser Unterstützung hat er mit seinen unrealistischen Wirtschaftsplänen, das Land in eine Krise mit unabsehbaren Folgen gestürzt, denken viele Parlamentarier.

Die Kritik beschränkt sich aber nicht nur auf liberale Abgeordnete und Zeitungen. Sogar der religiöse Führer Ali Khamenei hat am Mittwoch in einer Rede Kritik an den schleppenden Fortschritten bei der Durchsetzung der Wirtschaftspläne geübt, gleichzeitig aber Ahmadi-Nejad in Schutz genommen.

Tiefer Graben

Viele Weggefährten Ahmadi-Nejads, die sogar bei der Zusammensetzung seines Kabinetts als Minister im Gespräch waren, gehören inzwischen zu seinen Kritikern. Unter ihnen Ahmad Tawakoli und Khosh Chehre, zwei angesehene Wirtschaftsexperten im Lager der Konservativen. Obwohl die Konservativen immer noch über eine solide Mehrheit im Parlament verfügen, würde die Einberufung Ahmadinejads vor die Nationalversammlung den tiefen Graben zwischen ihnen auf allen Ebenen veranschaulichen. Der neu gewählte Sprecher des Expertenrats, Ayatollah Meshkini, bezeichnete Ahmadinejad in der ersten Sitzung als besten Präsidenten, den der Iran je hatte. (Amir Loghmany aus Teheran/DER STANDARD, Printausgabe, 24./25.2.2007)