Im wirklichen Leben würden homosexuelle Paare derzeit "vor allem durch das Fremden- und das Erbrecht" vor Probleme gestellt, schildert Kurt Krickler, Generalsekretär der Homosexuellen Initiative (Hosi) Wien: "In unserer Beratungspraxis sind das die aktuellen großen Brocken."

Das Fremdenrecht stellt gleichgeschlechtliche binationale Paare vor besonders große Hürden. Kommt ein Partner/eine Partnerin von außerhalb der EU, ist seine/ihre Chance auf Niederlassung in Österreich praktisch null - weil er/sie seinen/ihren Partner nicht heiraten darf. Geht es dann einmal ans Erben, ist eine hinterbliebene Lesbe oder ein hinterbliebener Schwuler anderen Verwandten gegenüber schwer im Nachteil: Weil er/sie seinen/ihren Partner zu Lebzeiten nicht hatte heiraten dürfen.

Im Mittelpunkt homosexueller Gleichstellungsforderungen

Aus diesen und anderen Benachteiligungsgründen stehen die mit einer Eheschließung verbundenen Rechte im Mittelpunkt homosexueller Gleichstellungsforderungen. Sowohl das von der SPÖ und von der Hosi geforderte Modell Eingetragener Partnerschaften (EP) als auch jenes des grünen Zivilpakts (ZIP) - der auch für Heterosexuelle gelten soll - sieht dieselben Regeln beim Erb-, Fremden-, Steuer- und Sorgerecht vor, wie sie derzeit für Mann-Frau-Ehepaare gelten.

Unterschiedliche Forderungen bestehen beim Thema Adoption. Die SPÖ will Lesben und Schwulen nur die Stiefkindadoption erlauben; Hosi und Grüne fordern auch die Möglichkeit, als Paar ein fremdes Kind aufnehmen zu dürfen, mit ein.

Zusammen mit den Eherechten wollen Lesben und Schwule auch alle Pflichten mitübernehmen. "Nur die antiquierten Regeln, die derzeit für Scheidungen gelten, lehnen wir ab", erläutert Krickler. Eine EP-Partnerschaft werde nur "einvernehmlich" oder "nicht einvernehmlich" auflösbar sein, wobei in letzterem Fall das Aus sechs Monate nach dem Antrag eines der Partner automatisch erfolgt. Die Hosi spricht sich gegen die Öffnung der Ehe, wie sie heute existiert, aus - und differiert hier mit den Grünen. (Irene Brickner/D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 24./25.2.2007)