München - Alle Hoffnungen der 3.000 BenQ-Mitarbeiter auf eine Rettung des insolventen deutschen Handy-Herstellers haben sich endgültig zerschlagen: Insolvenzverwalter Martin Prager teilte am Sonntag in München mit, dass die Gespräche mit den verbliebenen Interessenten für BenQ Mobile erfolglos geblieben seien. "Damit sehe ich keine realistische Chance mehr, das gesamte Unternehmensvermögen im Paket zu verkaufen und einen Neustart des Unternehmens zu ermöglichen", sagte Prager. BenQ soll jetzt in Einzelteile zerlegt und verkauft werden. Die IG Metall reagierte enttäuscht.

Laut Prager sagte der zuletzt verbliebene Interessent nach intensiven Recherchen mit der Begründung ab, dass eine profitable Fortführung des Geschäftsbetriebs nicht realistisch sei. Weitere Interessenten, die in den Wochen zuvor an die Öffentlichkeit gegangen waren, konnten demnach keine konkrete Finanzierungspläne und -nachweise erbringen. Öffentlich verkündete Visionen seien dafür kein Ersatz: "Im Interesse der Gläubiger verlangt das Insolvenzrecht einen sehr sorgsamen Umgang mit den verbliebenen Vermögenswerten, und für den Insolvenzverwalter zählen die Fakten."

Kein nennenswertes Kaufangebot

Der Insolvenzverwalter hatte seit Oktober mit weit über 100 Interessenten gesprochen und mit mehr als 30 intensiver verhandelt, ohne nach eigenen Worten jedoch ein einziges nennenswertes Kaufangebot erhalten zu haben: "Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass der Markt gegen BenQ Mobile entschieden hat." Daher werde er nun den Prozess zur Verwertung der einzelnen Vermögensteile einleiten, sagte Prager. Mit dem Verwertungserlös könne man die ausstehenden Forderungen der Mitarbeiter und Lieferanten zumindest teilweise befriedigen.

Die genaue Höhe der Forderungen und des geschätzten Verkaufserlöses ist noch unbekannt. Laut Insolvenzgutachten stehen einem geschätzten Vermögen von 310 Millionen Euro Verbindlichkeiten von 883 Millionen Euro gegenüber, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtete. Pragers Sprecherin Regine Petzsch sagte aber, dass sich der Verwertungsprozess über Jahre hinziehen könne. "Abgerechnet wird am Schluss", betonte sie.

Nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 1. Jänner dieses Jahres hatte Prager mit dem Betriebsrat einen Interessensausgleich vereinbart, der die Schließung des Betriebs und die Einrichtung von zwei Transfergesellschaften für die Mitarbeiter in München und Kamp-Lintfort zur Folge hatte. Insgesamt 2.305 Mitarbeiter waren zu Jahresbeginn in die Transfergesellschaften gewechselt.

IG Metall Bayern enttäuscht

Die IG Metall Bayern äußerte sich enttäuscht über das endgültige Aus: "Durch das Versagen des Siemens-Managements sowie risikoscheue Banken und Investoren und eine zu zögerliche Insolvenzverwaltung ist eine wichtige Zukunftstechnologie für Deutschland verloren gegangen", erklärte die Gewerkschaft. Bezirksleiter Werner Neugebauer kritisierte, dass den Beschäftigten in unverantwortlicher Weise durch Äußerungen von angeblichen potenziellen Investoren immer wieder Hoffnung auf den Erhalt von Arbeitsplätzen gemacht worden sei, "ehe sich diese Glücksritter einer nach dem anderen sang- und klanglos aus dem Staub gemacht haben".

Der BenQ-Konzern in Taiwan hatte das hohe Verluste schreibende Handy-Geschäft Mitte 2005 von Siemens übernommen, aber im September 2006 Insolvenz angemeldet. (APA/AP)