Arbeitsrechtlich heikel
Online-Direktor Prantner wollte die Causa am Sonntag auf Anfrage der APA nicht kommentieren. Ähnlich der ORF On-Chef: "Ich möchte dazu absolut nichts sagen, weil die ganze Geschichte arbeitsrechtlich heikel und politisch delikat ist", so Manola zur APA. Zwischen Prantner und Manola gab es in der Vergangenheit diametral entgegen gesetzte Vorstellungen über die Online-Strategie des Unternehmens. Beobachter sprechen auch von einem "Philosophiestreit". Während Manola ORF.at als eigenständiges Medium positionierte und das Portal damit zum Marktführer machte, befürwortet Prantner eine stärkere Ausrichtung als crossmediale Plattform, die auch für Fernsehen und Radio intensiver genutzt werden soll.
Neuer ORF Online-Chef
Vergangenen Donnerstag wurde im ORF-Stiftungsrat mit Karl Pachner, zuletzt für die Digital-Strategie des öffentlich-rechtlichen Senders zuständig, ein neuer ORF Online-Chef bestellt. Rund um die Stiftungsratssitzung wurden von ORF On-Mitarbeitern nochmals Resolutionen zu der Personalentscheidung an das oberste Aufsichtsgremium versandt. Eine mehrheitliche Gruppe um Betriebsratschef Hartmut Schöbitz sprach sich dabei für den Verbleib Manolas aus, eine kleinere Gruppe plädierte per Mail an die Stiftungsräte für einen Wechsel an der Spitze der Internet-Tochter.
Verbaler Schlagabtausch
Noch am Donnerstag wurden jene Mitarbeiter, die sich indirekt für die Ablöse Manolas aussprachen, von diesem zu einem Gespräch gebeten. Dabei sei es nach Informationen aus der ORF-Tochter zu Schreiduellen und einem verbalen Schlagabtausch zwischen Manola und einer Mitarbeiterin gekommen, Manola habe die Mitarbeiterin dabei politisch beschimpft, war zu hören. Nach Rücksprache mit Prantner sei die Sache in der Folge an ORF-Personalchef Wolfgang Buchner und an Generaldirektor Alexander Wrabetz gegangen. Manolas Aufgaben seien danach bis zum Vorliegen der Ergebnisse einer hausinternen Untersuchung ruhend gestellt worden, eine Abberufung war vorerst kein Thema.
Vorfälle
Offiziell kommentiert man die Causa im ORF zurückhaltend. "Richtig ist, dass es in der vergangenen Woche Vorfälle zwischen Manola und einer Mitarbeiterin gab, die dem Generaldirektor bekannt gemacht wurden und ihn zu den notwendigen Schritten veranlasst haben, wie sie in einem guten und modernen Unternehmen ganz selbstverständlich sind und dem neuen Führungsstil von Generaldirektor Wrabetz im Sinne der Transparenz entsprechen", so ORF-Unternehmenssprecher Pius Strobl auf Anfrage der APA. Demnach gehe es um "behauptete verbale Entgleisungen, die schnell aufzuklären sind, da es bei diesem Vorfall eine Reihe von Zeugen gibt". Natürlich gelte die Unschuldsvermutung für den ORF On-Geschäftsführer. Strobl bestätigte, dass Manola formal weiter im Amt ist. "Er ist aber gut beraten, wenn er seine Tätigkeit ruhend stellt, solange die Untersuchungen laufen." Der Vorfall wird nun "im Auftrag des Generaldirektors von den zuständigen Stellen des Hauses umgehend und umfassend geprüft, wobei alle Beteiligten gehört werden". Ein Ergebnis erwartet Strobl bereits "Anfang nächster Woche".
Unterzeichner
Politisch delikat könnte die Causa auch deshalb sein, weil einer der Unterzeichner des Anti-Manola-Mails an die Stiftungsräte ehemals Sekretär des BZÖ-Ministers Hubert Gorbach war. Im ORF-Stiftungsrat stimmten die ÖVP-Vertreter des Aufsichtsgremiums der Bestellung von Pachner zum neuen ORF On-Chef nur unter der Bedingung zu, dass Manola erst mit Ende März - also einen Monat später als ursprünglich geplant - aus seiner Funktion scheidet. Eine frühzeitige Abberufung würde deshalb vom VP-"Freundeskreis" als Affront empfunden und könnte das ohnehin spärliche Vertrauen der Schwarzen zu ORF-Chef Wrabetz beeinträchtigen. Beobachter vermuten hinter den Aktionen gegen Manola deshalb auch einen orangen Versuch, einen Keil in eine mögliche Große Koalition im Stiftungsrat zu treiben. Strobl dementierte eine solche Sichtweise freilich: "Es gibt hier absolut keine politische Dimension, sondern nur eine für das Haus ORF unangenehme interne Angelegenheit, die nunmehr objektiviert werden wird. Ich gehe davon aus, dass alle Beteiligten das Ergebnis einer objektiven und umfassenden Prüfung akzeptieren werden."
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