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Jan Ullrich künftig "Berater, Werbeträger und Repräsentant" des österreichischen Teams Volksbank.

Foto: REUTERS/Christian Charisius

Hamburg - Der deutsche Superstar Jan Ullrich hat am Montag in einer Pressekonferenz in Hamburg seinen Rücktritt vom aktiven Profi-Radsport bekannt gegeben. Der 33-Jährige hat seit Juni 2006 kein Rennen bestritten, als ihn sein Team T-Mobile nach dem Ausschluss von der Tour de France wegen latenten Dopingverdachts suspendiert hatte. Ullrich hatte die Frankreich-Rundfahrt 1997 gewonnen.

Berater bei Volksbank

Der Deutsche wird dem Radsport allerdings erhalten bleiben. Ullrich wird beim österreichischen Team Volksbank als "Berater, Werbeträger und Repräsentant" tätig sein. Die Vorarlberger hatten den Topstar als eines von insgesamt sieben Rennställen auch als Fahrer umworben. Ullrich wies in seiner Presseerklärung sämtliche Anschuldigungen zurück und erhob stattdessen schwere Vorwürfe gegen einige Verbände, Funktionäre und Medien. "Ich habe in meiner Karriere nie betrogen", versicherte der Deutsche.

Bis zum 30. Juni 2006 hatte er in den Herzen deutscher Sport-Fans in einer Liga mit Michael Schumacher gespielt. Mit dem Bekanntwerden der Affäre rund um den spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes und seinem intransparenten Umgang mit seiner angeblichen Verwicklung hat Jan Ullrich viele Sympathien verspielt. Der ehemalige Publikumsliebling sieht sich allerdings als Opfer. "Ich komme mir vor wie ein Schwerverbrecher", sagte Ullrich, als er seinen Rücktritt vom Profi-Radsport verkündete.

Kometenhafter Aufstieg

Seinen kometenhaften Aufstieg zum Superstar erlebte Ullrich in den Juli-Tagen 1996 und 1997. Erst belegte der gebürtige Rostocker bei seinem Tour-de-France-Debüt Platz zwei, im Jahr darauf gewann er sogar als erster und bisher einziger Deutsche das wichtigste Radrennen der Welt. Es folgten vier weitere zweite Plätze, ein weiterer Tour-Sieg blieb Ullrich aber verwehrt. Alleine Rekordsieger Lance Armstrong, der nach seinem Karriereende ebenfalls mit Dopingvorwürfen konfrontiert war, verwies "Ulle" dreimal auf Rang 2.

Sonst gewann der Absolvent der Kinder- und Jugendsportschule der DDR in seinen besten Jahren aber beinahe alles, was es zu gewinnen gab - Olympia 2000, Zeitfahr-WM 1999 und 2001, Vuelta 1999. Seinen letzten Triumph feierte Ullrich in seinem letzten Rennen, der Tour de Suisse 2006, in der er sich unmittelbar vor der Frankreich-Rundfahrt in Topform präsentiert hatte. Doch am Vortag des Tour-Prologs in Straßburg kam der größte Skandal im modernen Radsport ins Rollen, dem der deutsche Star letztlich zum Opfer fiel.

Fuentes-Affäre

Die Fuentes-Affäre ist für Ullrich noch immer nicht ausgestanden. Die Staatsanwaltschaft Bonn ermittelt gegen ihn wegen Betrugs zum Nachteil seines früheren Arbeitgebers T-Mobile. Klageführer ist nicht der angeblich Geschädigte, dem Ullrich als Aushängeschild bis 30. Juni höchste Bezüge Wert war, sondern eine Rechts-Professorin. Mit T-Mobile einigte sich Ullrich über noch ausstehende Bezüge nach der am 21. Juli 2006 ergangenen fristlosen Kündigung außergerichtlich.

Für das Vorgängerteam Telekom hatte der Jungstar schon 1995 seinen ersten Profivertrag unterschrieben, nachdem er zwei Jahre davor als jüngster Amateur-Weltmeister (20) erstmals in die Geschichte eingegangen war. Sein Talent war außergewöhnlich, wenngleich man Ullrich stets nachsagte, in den Wintermonaten mit zu geringer Intensität zu trainieren. Sein Körpergewicht beschäftigte sogar in seinen besten Jahren ganz Deutschland. Zudem behinderten Knieprobleme mehrmals seine Saisonvorbereitung

Erste negative Schlagzeilen

Für negative Schlagzeilen sorgte Ullrich erstmals 2002, als er nach einem positiven Dopingtest auf Amphetamin in der Rehabilitation eine sechsmonatige Sperre absitzen musste. Der Superstar argumentierte die positive Probe mit der Einnahme der Party-Droge Ecstasy, tat die Sache als "Dummheit" ab. Nach der Entlassung bei Telekom wagte Ullrich ein Comeback, beendete die Tour 2003 für das Team Bianchi mit nur 61 Sekunden Rückstand auf Armstrong sensationell ein letztes Mal auf Platz zwei.

Das Supertalent, das ohne Vater aufgewachsen war, war schon in DDR-Zeiten behütet worden. Seit vergangenem September ist Ullrich mit der Schwester seines Ex-Teamkollegen Tobias Steinhauser, Sara Steinhauser, verheiratet. "Was Sara und ich in den vergangenen Monaten mitgemacht haben, kann sich niemand vorstellen", versicherte der Ostdeutsche, der aus einer vergangenen Liaison mit Gaby eine dreijährige Tochter hat - Sarah. (APA)