
Freie Medien seien wichtig für AfrikanerInnen in Österreich, sagt Simon Inou: "Das alleine greift aber zu kurz. Viele dieser Medieninitiativen werden in einer großen Mehrheit von AfrikanerInnen konsumiert und nur von wenigen ÖsterreicherInnen. Umgekehrt bringen nur wenige AfrikanerInnen Interesse für Mainstream-Medien auf, die aber eine große Mehrheit von Österreichern erreichen. Diese Ghettoisierung auf beiden Seiten möchten wir überwinden."
Von Ende Dezember 2006 bis Ende Jänner 2007 lief in Österreich die Kommunikationskampagne www.blackaustria.at zum Abbau von Vorurteilen: Nicht nur wir, sondern auch viele ÖsterreicherInnen hatten es satt, immer nur die verzerrten Nachrichten und Bilder über Schwarze Menschen in diesem Land zu konsumieren.
Egal ob diese Schwarzen Menschen aus Afrika, Europa, Nordamerika oder Lateinamerika stammen, wir waren stets mit zwei gängigen Vorurteilen konfrontiert: Auf der einen Seite das Vorurteil des Kriminellen oder der Prostituierten, auf der anderen Seite das des "Opfers" – von Rassismus, von Ausbeutung, Krieg und Diktatur. Und dieses zweite Vorurteil macht aus uns jene, denen ewig zu helfen sein wird, die nicht wirklich mündige Menschen sein können.
Mit Klischees gebrochen
Das Projekt Black Austria brach mit diesen gängigen Klischees. Zum ersten Mal in der Geschichte Österreichs haben Schwarze Menschen schlicht auf Plakaten für sich geworben, für ihr Da-Sein. Nicht für irgendeine Marke oder als Spendenköder für Entwicklungshilfe. Die Kampagne löste ein ungeheures Medieninteresse aus. Von allen Medien, die darüber berichtet haben, wurde die Kampagne positiv bewertet. Mainstream sowie Community Medien unterstützten so diese Initiative auf ihre Art.
Die Gründe, warum bisher so verzerrte Bilder über Schwarze Menschen die öffentliche Meinung geprägt haben, sind meiner Meinung nach auf drei Ebenen zu suchen:
Und hier hat sich durchaus bereits etwas getan. Als langjähriger Chefredakteur von Radio Afrika sowie von Tribüne Afrikas Print (eine Printbeilage in der Wiener Zeitung von April 2000 bis März 2005), Mitbegründer und Redaktionsleiter von Afrikanet und aktiver Beobachter der österreichischen Medienszene im Bezug auf Schwarze Menschen aus Afrika und der Diaspora konnte ich in den letzten fünf Jahren folgende positive Entwicklungen feststellen:
- Eine journalistische Wende in der Berichterstattung über Afrikanerinnen und Afrikaner in Österreich. Immer mehr einzelne JournalistInnen sowie Zeitungen vermeiden es stark, nur das Bild des drogendealenden Afrikaners zu zeigen. Das sind keine News mehr.
- Immer öfter werden Personen der African Communities kontaktiert, um als Subjekte ihrer eigenen Geschichten zu fungieren.
- Immer mehr Medien und JournalistInnen lassen sich von erfahrenen Mitgliedern der African Communities gern beraten, wenn sie über diese berichten wollen. MitarbeiterInnen unseres Internet Infoportals Afrikanet.info haben in den letzten zwei bis drei Jahren viele Anfragen von JournalistInnen aus mehreren Mainstream-Medien erhalten. Wir werden als BeraterInnen eingesetzt, damit die journalistische Arbeit in den Mainstream-Medien über uns nicht verzerrt bleibt. Und eines ist klar ersichtlich: Es gibt einen grossen Unterschied zwischen Berichten die mit uns gestaltet werden und Berichte die über uns erscheinen. Was noch vor drei Jahren nicht möglich war: Die African Communities werden wahrgenommen. Nicht mehr als Objekte sondern als Subjekte.
Warum wächst das journalistische Interesse, AfrikanerInnen umfassend darzustellen?
Heute haben wir im Raum Wien Initiativen wie Radio Afrika und Afrika TV (www.radioafrika.net), Radio BIG und Discover TV ( www.discovertv.at ). In Raum Linz das Programm "Voice of Africa" auf Radio FRO ( www.fro.at ). Im Raum Klagenfurt können AfrikanerInnen die Sendung "Zion Train", eine wöchentliche Sendung von Radio Agora, hören.
In Graz greifen HörerInnen auf Programme von African Time auf Radio Helsinki 92,6 zu. Gehört wird meistens Afrikanische Musik, News aus den eigenen Communities sowie Diskussionen über aktuelle Themen.
Nächste Ziele
Diese Initiativen sind wichtig für uns AfrikanerInnen in Österreich, da wir so über uns in den unterschiedlichsten Kanälen berichten können. Das alleine greift aber zu kurz. Viele dieser Medieninitiativen werden in einer großen Mehrheit von AfrikanerInnen konsumiert und nur von wenigen ÖsterreicherInnen. Umgekehrt bringen nur wenige AfrikanerInnen Interesse für Mainstream-Medien auf, die aber eine große Mehrheit von Österreichern erreichen. Diese Ghettoisierung auf beiden Seiten möchten wir überwinden.
Die Eroberung der Redaktionen von Mainstream-Medien durch JournalistInnen afrikanischer Herkunft gehört zu den Wegen, die wir zu gehen versuchen. Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir eine starke Kooperation mit hier ansässigen Medienmachenden und Medienschaffenden. (Fremde Feder von Simon Inou, derStandard.at)