Der Biophysiker Herbert Klima, der seit den 1970ern in der Biophotonenforschung tätig ist.

Foto: Niemann

Biophotonen Messanlage

Foto: Klima
Am Ludwig Bolzmann Institut für Biologischen Landbau wurden mit Kaninchen, Ratten und Hühnern Futterwahlversuche durchgeführt. Die Ergebnisse waren hochsignifikant. In allen drei Versuchen präferierten konventionell gefütterte Tiere die biologischen Anbauvarianten. Warum? Eine mögliche Antwort liefert die Biophotonenemissionsmessung. Der Österreichische Biophysiker und Pionier dieser Methode im Gespräch mit Andrea Niemann.

derStandard.at: Ob Biogemüse, Wasser oder Freilandeier: Die Biophotonenemissionsmessung wird in der Bioproduktion als Parameter gerne zitiert. Was wird da gemessen?

Klima: Das ist ein empfindliches Messgerät für Lichtquanten oder Photonen. Diese Lichtquanten wurden von Albert Einstein in die Wissenschaft gebracht, der gezeigt hat, dass sich Licht nicht nur als Wellen ausbreitet sondern auch aus einer körnigen Struktur besteht. Diese nennt man Lichtquanten.

Wenn sich unser Auge an die Dunkelheit gewöhnt, sich adaptiert, dann kann es auch einige wenige Lichtquanten wahrnehmen. Genau das macht dieses Gerät. Das ist ein Photo-Elektronen-Vervielfacher oder Photomultiplyer - ein empfindliches Messgerät für Lichtquanten oder Photonen. Mit diesem Gerät kann man sehen, was ein Organismus aussendet.

derStandard.at: Welche Sichtweise auf Organismen ergibt sich aus der Photonenmessung?

Klima: Man kann Pflanzen beobachten oder Blutzellen während sie die Immunabwehr setzen. Dabei senden diese Licht aus. Und wir haben uns gefragt welche Bedeutung hat dieses Licht im Organismus? Der Grund für das Leuchten ist, dass Zellen andere Zellen mit Licht informieren.

derStandard.at: Wie genau kann man sich das vorstellen?

Klima: Wir konnten in Studien in der Gewebekultur zeigen, wenn wir das Licht des Saurestoffes in der Immunabwehr nehmen (Anm.: Licht im grünen, roten, dunkelroten und infraroten Wellenbereich) und die Photonen dieses Lichtes auf polymorphkörnige Leukozytenzellen, die am Immunabwehrprozess noch nicht beteiligt sind, anwenden, so werden diese aktiviert. Das heißt Licht hat im Körper eine unglaubliche Funktion und steuert Prozesse. Darüber gibt es Doktorarbeiten.

derStandard.at: Wie ist das Lichtquantenwissen auf die Nahrungsmittelqualität umzusetzen?

Klima: Auch der pflanzliche Organsimus sendet und empfängt Licht. Die Fähigkeit das Licht zu behalten wird genutzt um etwas über den Qualitätszustand von Lebensmitteln auszusagen. Das haben wir in den letzten Jahrzehnten erforscht und wird heute vor allem an der Universität für Bodenkultur weitergeführt.

derStandard.at: Welche Untersuchungen sind das?

Klima: Wir haben alles Mögliche - Äpfel, Bio-Erdäpfel oder Tomaten untersucht. Wenn man deren Fähigkeit das Licht zu behalten mit Hilfe der Biophotonen misst, kann man Rückschlüsse ziehen wie die ganzheitliche Information dieses Lebensmittels, als Lebenskraft oder eigentlich als Lebenspotenzialität begriffen werden kann. Nur darum geht es - nur um das. Es geht nicht um die physische Qualität.

derStandard.at: Wie erklären Sie sich das Phänomen, dass Tiere automatisch biologische Nahrungsmittel vorziehen?

Klima Die Tiere spüren die Strahlung der Lebensmittel. Laut Velimirov, die diese Untersuchungen durchgeführt hat, laufen die Tiere auch nicht hin und her und verkosten das eine und das andere. Sie wissen genau was gut ist. Das ist sozusagen ein natürlicher Instinkt. Wobei der Geruch, vor allem bei den Ratten, auch eine Rolle spielt.

derStandard.at: Haben sie über natürliche Organismen hinaus, auch die Nahrungsmittelergänzungen einer Biophotonenemissionsmessung unterzogen?

Klima: Nein haben wir noch nicht.

derStandard.at: Der Expertenstreit liegt in der Frage ob unser Körper Einzelsubstanzen genauso aufnehmen kann wie Lebensmittel, die eine Fülle an Substanzen und Wirkweisen beinhalten.

Klima: Ich würde es nicht ablehnen. Da ist man dogmatisch. Wichtig ist die Betrachtung der Ganzheit. Wenn man diese vernachlässigt und nur solche Sachen nimmt, würde der Organismus sicher auf Dauer nicht optimal versorgt werden. Weil kleinste Bestandteile eine unglaubliche Wirkung hervorrufen können.

derStandard.at: Wie kann man diese Ganzheit, so wie die Tiere in den Futterversuchen, messen, sehen, begreifen?

Klima: Ludwig Bolzmann war der erste der eigentlich erfasst hat worum Lebenwesen ringen. Nicht um Energie sagt er, denn die ist überall verfügbar, sondern um die negative Entropie. So nennt man diese Fähigkeit, von der wir hier die ganze Zeit sprechen. Ein Beispiel dafür sind Blumen, die ihre Blüten immer der Sonne zuwenden. Bolzmann ist einer der Ahnherren dieser Systemtheorie.

Diese trifft aber vor allem für geschlossene Systeme zu. Aus der Sicht der Thermodynamik müssen für das Verständnis der Erde oder des Menschen allerdings offene Systeme betrachtet werden.

Offene Systeme wollen synchron werden. Das heißt: Wenn mehrere im offen Fluß sind, wollen diese in den gleichen Fluss kommen. Rhythmisch und fraktal. Das bedeutet sie sind im Kleinen wie im Großen gleich und können durch kleinste Reize gesteuert werden.

derStandard.at: Was hat das mit der Ernährung zu tun?

Klima: Wenn man in der Ernährung glaubt, man könne etwas weglassen weil es sowieso nicht wichtig ist, so kann es gerade das sein, was zur Steuerung eine zentrale Rolle spielt. Und deshalb ist es wichtig, dass wir zu dem Wissen WORAUS die Dinge bestehen, auch ihr Netzwerk und ihr Zusammenwirken, ihre Synergetik mit betrachten.

derStandard.at: Warum glauben Sie ist die Biophotonenemission eine so wenig gebräuchliche Methode. Ist diese so kostenintensiv?

Klima: Überhaupt nicht. Das hängt mit dem Denken in Materie zusammen. Unsere Gesellschaft hat in den letzten 300 Jahren, philosophisch gesehen, den Materialismus gepflegt. Man ging davon aus: Wenn ich alles im Detail weiß, dann kenne ich das Ganze. Dass das nicht stimmt, merkt man zum Beispiel heute am Problem des Klimawandels.

Das Wissen um die Sensibilität ist in unser Bewusstsein noch nicht eingezogen obwohl es bereits in den 1970ern mit dem Nobelpreis belohnt wurde. Und diese Ansätze fehlen in der Gesundheit: Wie wichtig die Ernährung ist. Wie wichtig das Wissen der Bedeutung um kleine Reize in ganzheitlichen Prozessen ist. Wobei zum materiellen Denken auch das geistige und seelische dazu kommen muss.