Von Christian Hackl

Standard: Wie groß sind die Chancen, dass Herr Maier aus Untertullnerbach Karten fürs Finale der EURO bekommt?

Kallen: Ich würde sagen, sie liegen ungefähr bei 1:8. Wobei Herr Maier es jetzt bei der ersten Portion versuchen sollte, je früher man dran ist, desto besser. Für das Endspiel rechnen wir mit 300.000 Anfragen.

Standard: Kann es ein gerechtes Kartensystem geben?

Kallen: Ein halbwegs gerechtes schon. Wir versuchen fair und transparent zu sein, jeder hat im Internet die gleiche Chance. Es ist wie bei einer Lotterie. Da weißt du ja auch nicht, ob deine Nummer tatsächlich gezogen wird, du brauchst Glück. Und bei einem Brieflos ist die Gefahr, dass "leider nein" draufsteht, groß.

Standard: Wie teuer darf der Fußball sein?

Kallen: Wir sind ein Sport für jedermann. Es ist ein Prinzip der UEFA, dass der Fußball für alle Menschen, unabhängig vom sozialen Status und Einkommen, leistbar bleiben muss. Natürlich ist ein Finale bei so einem Ereignis teuer. Man könnte das Vielfache verlangen und wäre ausverkauft. Weil die Nachfrage das Angebot übersteigt. Aber 600 Euro sind wohl auch für ein Endspiel die Obergrenze.

Standard: Man kauft bei der EURO etwas Ungewisses, nur einen bestimmten Ort und Termin. Es ist völlig unklar, wer eigentlich spielt. Es wäre undenkbar, jemandem eine Konzertkarte anzudrehen, ohne zu sagen, wer eigentlich singt.

Kallen: Sagen Sie mir eine Alternative? Würden wir erst am 2. Dezember nach der Auslosung den Vorverkauf eröffnen, wäre das ein Chaos, alles würde zusammenbrechen. Man muss die EURO als Gesamt-Event sehen. Jetzt können die Leute planen, bestimmte Städte, die sie sehen wollen, buchen. Die Vorrundentermine der Österreicher und Schweizer sind bekannt. Um diese sechs Partien wird es zunächst das größte Gedränge geben.

Standard: Es existiert der Vorwurf, dass der Fan, der Woche für Woche ins Stadion geht, quasi ausgesperrt wird. Sponsoren, Funktionäre, Politiker und Prominente, denen der Fußball egal ist, würden bevorzugt, heißt es. Stimmt das?

Kallen: Nein, 75 Prozent der Tickets kommen unter die Leute, das ist ein hoher Anteil. Und Sponsoren verlosen ja auch viele ihrer Karten. Die EURO ist nicht mit dem Klubfußball zu vergleichen, da ist nicht der Nachbarort interessant, sondern ganz Europa. Es werden neue Kunden gewonnen, davon profitieren langfristig die Vereine. Natürlich wollen bei so einer Veranstaltung Leute dabei sein, die gewöhnlich am Samstagnachmittag etwas anderes als einen Stadionbesuch vorhaben.

Standard: Trotzdem. Da die Stadien sehr geringe Kapazitäten haben, verlagert sich das Leben während einer Großveranstaltung zwangsläufig auf die Straße. Spielt sich die EURO in Wahrheit nicht eher beim Public Viewing ab?

Kallen: Das ist ein Thema, der Trend von der WM in Deutschland wird sich wohl fortsetzen. Allerdings warne ich vor zu großer Euphorie. Das Public Viewing ist eine sensible Sache. Regnet es oder schneidet die gastgebende Mannschaft mäßig ab, werden die öffentlichen Plätze sehr rasch wieder ziemlich leer sein.

Standard: Wie stark wird die Überbuchung sein?

Kallen: Für eine Million Tickets dürfte es 3,5 Millionen Interessenten geben. Aber man soll sich nicht beirren lassen. Ihr Herr Maier aus Untertullnerbach soll es ruhig versuchen, ich wünsche ihm von Herzen viel Glück. (DER STANDARD PRINTAUSGABE 28.2. 2007)