Na gut, "Titanic"-Blockbuster-Regisseur James Cameron hat das "Grab Jesu" gefunden. Wir werden das alles mit dem angemessenen Interesse anschauen, darüber lesen und nicht wenige werden es sogar glauben. Etwas Spannenderes als verschwörungstheoretische Doku-Soaps mit dem Wort "Jesus" drin gibt es kaum (und etwas Erfolgsträchtigeres auch nicht - Dan Browns Millionen-Bestseller-Rezept wird inzwischen von zig anderen Autoren nachgekocht).

Dass der ganze christliche Glaube mitsamt seinem Kernpunkt "Auferstehung von den Toten" zum Schmeißen ist, wenn Cameron und seine wissenschaftlichen Zuarbeiter Recht haben, sei nur angemerkt (haben sie aber eh nicht). Das Christentum wird einerseits pseudo-wissenschaftlich aufgearbeitet, andererseits aber auf höchstem wissenschaftlichem Niveau. Allein, was über die Evangelien textkritisch existiert, ist so spannend wie jede neue "Ich fand Jesu Zahnbürste"-Fantasie.

Übrigens: Keine andere Weltreligion erlaubt es (sich), ihren Stifter derart intensiv zu dekonstruieren. Der Buddhismus nicht und der Islam schon gar nicht. Das mag man als Schwäche - oder als Stärke - des Christentums empfinden. (Hans Rauscher/DER STANDARD, Printausgabe, 28. Februar 2007)