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Die strategischen Gründe für den Schritt Enels bleiben schleierhaft.

Foto: APA/EPA/Ruggiero
Madrid/Mailand – Die Pläne des deutschen Energieversorgers Eon, den spanischen Konkurrenten Endesa zu übernehmen, werden schwieriger. Der italienische Stromkonzern Enel kündigte den Kauf eines 9,99 prozentigen Aktienpakets an. In Börsenkreisen heißt es, die zu 30 Prozent dem italienischen Staat gehörende Enel, wolle insgesamt bis zu 25 Prozent von Endesa erstehen. Das würde Enel, die 39 Euro pro Aktie bezahlt hat und damit 25 Cent mehr als Eon bietet, insgesamt zehn Mrd. Euro kosten.

Nur wenige Stunden vor dem Enel-Einstieg bei Endesa hatte der spanische Industrieminister Joan Clos Radio erklärt, er glaube nicht, dass Eon "die Mehrheit zusammenbringt, um die Statuten zu ändern". Das wäre aber nötig, um Endesa zu übernehmen. Der Einstieg von Enel wurde, so scheint es, zwischen den beiden Regierungschefs José Luis Zapatero und Romano Prodi vor einer Woche in Ibiza ausgehandelt. Als "Südfront gegen den deutschen Giganten Eon" feierte die der Regierung Zapatero nahe stehende größte spanische Tageszeitung El País sogleich den Einkauf Enels bei Endesa.

Übernahmeschlacht

Die Übernahmeschlacht dauert bereits mehr als ein Jahr. Im September 2005 wollte der spanische Energieversorger Gas Natural mit Unterstützung der spanischen Regierung Endesa mittels eines feindlichen Angebots übernehmen. Eon kam wenig später als rettender Dritter ins Spiel. Gas Natural zog sich zurück, nachdem die Versuche der spanischen Regierung, mittels neuer Übernahmebestimmungen, Eon abzuwehren, an Brüssel gescheitert war. Der Baukonzern Acciona stieg mit 21 Prozent ein und versucht seither ein Bündnis zu schmieden, um Eon aus dem Renner zu schmeißen. Mit den Stimmen von Enel und der staatlichen Holding Sepi könnte dies gelingen.

Genau dieses Zahlenspiel ruft die spanische Börsenaufsicht auf den Plan. Sie will Details über den Erwerb des Pakets wissen und wie Enel bei der außerordentlichen Endesa-Hauptversammlung am 20. März abstimmen wolle, bei der Eon die Satzungsänderung durchsetzen will. (Reiner Wandler, Thesy Kness-Bastaroli, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 01.03.2007)