Martin Schosser leitet den Betrieb jetzt im Alleingang.

Foto: Schosser

Schluck für Schluck ein Hochgenuss: Die Rote Williams.

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Bester Heidelbeerbrand des Jahres 2006: Bio von Schosser.

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Die Zukunft liegt im Fass.

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Der Klaus Buttinger von den OÖ-Nachrichten hat schon Recht, wenn er ein Stamperl von der Roten Williams aus dem Hause Schosser als „Schluck der Woche“ empfiehlt. Aber was trinken wir nächste Woche? Und eine Woche drauf? Wir wissen darauf eine Antwort: Einfach ein ganzes Sortimentskisterl aus der Buchkirchner Destillierie – da sind nur Spitzenschnäpse drin und: Wetten, dass… jede und jeder einen Schnaps findet, der ihr und ihm so gut schmeckt, dass ein zweiter Schluck (pro Woche) her muss?

Die Williams-Brände – von der Roten sowohl wie von der normalen gelben – zählen in der Schnapsbranche allgemein und in Oberösterreich insbesondere zu den Klassikern. Es braucht nämlich nur gute Anbaugebiete und erfahrene Destillateure, und schon kann fast nichts passieren. Weil die Williamsbirne eben kein Mimöschen ist, sondern mit ihren olfaktorischen und allgemein sensorischen Reizen großzügig umgeht.

Wo Gutes sich mit Gutem paart

Für die Rote Williams 2005 also, schreibt Kollege Buttinger, gab’s den Titel „Best of Schnaps“. „Zu Recht“, wie er schreibt: „In der Nase macht sich intensiver Duft vollreifer Birnen breit. Was das Riechorgan verspricht, wird am Gaumen perfekt gehalten. Ein herrlicher Brand. Einziges Manko: Es gibt nur noch wenige Flaschen des exquisiten 40-Prozenters.“ Ja, das ist halt das alte Lied: Wo Gutes sich mit Gutem paart, kommt die Quantität meist zu kurz. Aber: Neues Jahr, neuer Schnaps, neues Glück!

Und schließlich steht der Name Schosser ja nicht nur für erstklassigen Williamsschnaps. Fast noch klassischer ist der Brand aus der Heidelbeere, für die schon der „Heidelbeergarten“ bekannt war. Diese Tradition wird auch vom neuen und jungen Alleininhaber des Betriebs beibehalten: Auf insgesamt 18 Hektar werden Bio-Heidelbeeren für den Frischmarkt angebaut, und die Brennerei kann von dieser Ernte natürlich soviel abzweigen, wie gerade gebraucht wird.

Klar und wunderbar

Kein Wunder also, dass auch der Brand aus der Bio-Heidelbeere schon mehrfach – darunter auch als „Best of Schnaps 2006“ – ausgezeichnet wurde. Diesen z.B. kann man all jenen empfehlen, die auf das fruchtige und typische Aroma der dunklen Beere stehen und danach ein bisschen süchtig sind. So klar und wunderbar wie von Schossers ist noch selten (eigentlich: noch nie!) ein Heidelbeerschnaps dahergekommen.

Das zweite starke Bein neben dem Frischanbau ist für Martin Schosser – der, wie eben erwähnt, seit 1. März der Alleinverantwortliche der gesamten Firma ist (bis dahin war auch seine Mutter Barbara in die Entscheidungen eingebunden) – auch weiterhin der Schnaps. In diesem Bereich setzt er freilich zunehmend auf sein ständig wachsendes Fasslager: „Der Trend bei uns geht eindeutig in Richtung der fassgelagerten Brände. Hier haben wir jetzt schon ein stark nachgefragtes Segment, und das werden wir weiter ausbauen.“

Viel Potential im Fass

Das Fasslager ist noch nicht sehr alt, trägt aber jetzt schon viel zum Umsatz der Brennerei bei: „Gerade die fassgelagerten Brände haben stark zugelegt, und wann der Ausbau unseres Lagers einmal abgeschlossen sein wird, kann ich derzeit nicht einmal annähernd sagen.“ Ein Obstler und sortenreine Äpfel und Birnen liegen derzeit in den Barriques, auch ein Marillenbrand und Tresterbrände, ein Brand aus Bockbier und einer aus der Erdknolle Topinambur. Diese brauchen noch einige Zeit, um für marktreif befunden zu werden. „Aber“, sagt Martin Schosser, „da liegt viel von unserem Potential drinnen“.

Martin Schosser verwendet ausschließlich neue Fässer mit einem mittleren Toasting, bevorzugt aus heimischer Eiche und Kastanien. „Frisches Holz und das entsprechende Toasting lassen die Brände schneller reifen, wobei die Kastanie da noch einmal für Tempo sorgt“, sagt der Brenner und fügt hinzu: „Besonders die Kastanie gibt da echt Gas, aber leider ist bei diesem Holz auch der Anteil der Engel enorm hoch.“ In zwei Jahren, so hat Schosser festgestellt, hatte er einen Verdunstungsverlust von 25 Prozent registrieren müssen.

Konzentration durch Verdunstung

Was für den Brenner monetär schmerzlich ist, kann für den Konsumenten sehr schön sein – mit der Verdunstung erhöht sich ja auch die Konzentration im verbleibenden Rest des Fassinhalts. Und das kann man/frau dann auch olfaktorisch wie gustatorisch wahrnehmen. Aber Achtung: Zuviel des Guten hat auch hier berauschende Wirkung. Also bei der Anzahl der wöchentlichen Schlucke bitte doch etwas aufpassen. Aber so ein Stamperl pro Tag soll ja echt gesund sein. Alsdann. (Vene Maier)