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Der senegalesische Präsident Abdoulaye Wade (80) wurde im Amt bestätigt.

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Er war jahrzehntelang der Prophet des "Sopi", was in der Sprache der Wolof - seiner Ethnie - "Wandel" bedeutet. Abdoulaye Wade begeisterte die Massen und baute in Senegal eine ernsthafte Opposition zu den Sozialisten auf.

Sieben Jahre hatte der Wirtschaftsliberale nun Zeit, als Präsident diesen Wandel voranzutreiben. Die Zwangsheirat wurde verboten, die Frauen in Besitzfragen rechtlich gleichgestellt. Tatsächlich wuchs auch die Wirtschaft, teils aber auch, weil Firmen ihre Sitze von der krisengeschüttelten Côte d'Ivoire nach Dakar verlegten. Auffällig war zudem, dass die Arbeitslosigkeit nicht entsprechend sank und sich der Reispreis verdoppelte. Unter Wade zogen immer mehr Junge den gefährlichen Trip nach Europa der Frustration im eigenen Land vor.

Jurist setzt sich außenpolitisch in Szene

Innenpolitisch wenig erfolgreich, setzte sich der heute 80-jährige Jurist umso mehr außenpolitisch in Szene. Gerne erwähnt er, wie oft er bei Jacques Chirac aus und ein geht und mit George Bush telefoniert oder dieser ihn in seinen "intimen" Salon einlädt. Seine Kritiker nennen diesen Stil "Mediendiplomatie unter westlicher Regie". Auch in Afrika versuchte er sich zu profilieren. 2001 war er einer der Mitbegründer der Neuen Partnerschaft für Afrikas Entwicklung (Nepad), von der er allerdings später meinte, sie sei eine "Aneinanderreihung von kostspieligen Meetings ohne Ergebnis".

Diese polternd-cholerischen Ausfälle des "Gorgui" (Alten), wie ihn viele Senegalesen nun nennen, haben ihm am Kontinent nicht nur Sympathien eingebracht. Den simbabwischen Präsidenten Robert Mugabe nannte er etwa ganz offen einen "Brontokraten". Nervend finden manche Kollegen Wades ständigen Verweis darauf, dass er zu den wenigen echten Demokraten gehöre. "Das Problem unseres Rechtsgelehrten ist, dass er sich als Erbe von Montesquieu und dessen Geist der Gesetze begreift und sich gleichzeitig wie ein Abgesandter von Downing Street und dem Weißen Haus in Afrika aufführt", sagte ein westafrikanischer Minister über Wade.

"Ein Prozent für meine Rivalen"

Über sein Demokratieverständnis gab Wade zuletzt vor der Wahl Auskunft: "Gebt ein Prozent meinen Rivalen, aus Gründen der demokratischen Gleichheit", rief er die Wähler auf. Kritik wurde auch laut, als sich seine Anhänger mit jenen seines Herausforderers Idrissa Seck vor der Wahl prügelten. Wade hatte sich mit seinem politischen Ziehsohn 2004 überworfen, Seck landete daraufhin im Gefängnis. Wade selbst machte diese Erfahrung unter den Sozialisten.

Im Febraur 2007 wurde er mit 55,7 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. Er kommt aus einer Kaufmannsfamilie, studierte unter anderem an der Sorbonne und war Dekan an der Universität in Dakar. Wade ist mit einer Französin verheiratet und hat zwei Kinder. (Adelheid Wölfl, DER STANDARD, Printausgabe 1.3.2007)