Cartier Pasha Seatime

Foto: Hersteller

Omega Moon Watch Apollo 15

Foto: Hersteller

Panerai Radiomir 1938

Foto: Hersteller

Monaco Vintage von TAG Heuer

Foto: Hersteller

Audemars Piguet Royal Oak Offshore

Foto: Hersteller
Es hätte auch ein heißer Augusttag sein können. Aber die Schwimmerin Mercedes Gleitze wählte trotzdem lieber den der Jahreszeit entsprechend kühlen Morgen des 23. November 1927, um sich an der französischen Küste ins Meer zu stürzen und in Folge Sportgeschichte zu schreiben – die erste Frau, die den Ärmelkanal durchschwamm, schrieb aber auch Sportuhrengeschichte. Immerhin hatte Frau Gleitze ja keinen Grund, ihre erst vor wenigen Monaten dem Markt vorgestellte Rolex im Meer abzunehmen. Dank einer wasserdicht verschraubbaren Aufzugskrone war dem Schweizer Hersteller knapp zuvor die Lösung eines uhrmacherischen Uraltproblems gelungen – was die erste Ärmelkanal-Bezwingerin eben auch zur ersten Werbeträgerin von Sportuhren machte. Kalt gewordener Schweiß Zu diesem Zeitpunkt war Sport noch kein Massenphänomen, zumindest aber kein wesentliches Element der sich erst Jahrzehnte später entwickelnden Freizeitgesellschaft. Uhren, die die Fähigkeit besaßen, auch härtere Rahmenbedingungen zu verkraften, befanden sich noch keineswegs im formalen Fahrwasser jener späteren Modelle, die seit den 1980ern, als die Sportuhr so richtig durchstartete, häufig an kleine Cockpits am Handgelenk erinnerten. Ein Hauch robuster als "normale" Modelle, ab den Sechzigern vielleicht auch schon mit den knalligeren Farben der Sportwelt koloriert – so haben diese frühen Modelle ausgesehen, wenngleich Uhrenhersteller das Werbepotential von für härtere Einsätze geschaffenen Chronographen schon frühzeitig erkannten. Uhren als Sinnbild der Virilität, wohl auch als diskrete Visitenkarte des Machismo, begleiten seither Expeditionen und sportive Extremeinsätze – der Bogen führt dabei von Thor Heyerdahl, der 1948 per Schilffloß die polynesischen Atolle besuchte, bis zum Handgelenk des eben erst am Mond gelandeten Neil Armstrong. Daran erinnern neben Omegas neuem Vintage-Modell "Moon Watch Apollo 15" heute eine Reihe von Re-Editionen und Neuauflagen von Uhren mit prinzipiell sportivem Charakter, für Härteeinsätze entwickelte Modelle, die der eigentlichen Design-Domäne von Spitzensport-Gerätschaften – nämlich die oft mit futuristischer Handschrift verbrämte Zuwendung zu innovativen Hightech-Materialien – eine durchaus bewusste Absage erteilen. Mit dem aktuellen Adrenalin à la Fernando Alonso, Roger Federer und Tiger Woods haben diese Vintage-Modelle aus der Urzeit der Sportuhren nämlich bewusst wenig gemein. Sie bevorzugen den kalt gewordenen Schweiß und die längst schon getrockneten Salzwasserflecken, die ihren Vorgänger-Modellen anhaften – und punkten so auch mit einer graumelierten Eleganz, die Sport mehr in die Nähe von müßiggängerischem Zeitvertreib rückt. Für zarte Handgelenke Die "Monaco Vintage" von TAG Heuer wäre eines der auch auf den ersten Blick hin rasanteren Beispiele für diesen Trend innerhalb der Luxusuhren-Branche. Sie erinnert daran, dass ein Stück Steve McQueen in jedem Mann steckt. Und sei es nur in Form jenes Vintage-Modells, das nun vom Seventies-Movie "Le Mans" – Hauptdarsteller: ein rennfahrender Steve McQueen – inspiriert wurde. Klassischer Look und zugleich dezente Neuauflage – das charakterisiert auch die aktuellen Überarbeitungen der berühmten achteckigen "Royal Oak Offshore", mit der der Hersteller Audemars Piguet früh Sportuhrengeschichte schrieb. Die Rubens Barichello beziehungsweise dem Segelteam Alinghi gewidmeten Versionen der "Royal Oak Offshore" verweisen dabei zugleich auf zwei Sub-Trends innerhalb der Überarbeitung klassischer Sportuhren: Kommt beim Rennfahrer-Modell Titanium Grade 5 ein Material zum Einsatz, mit dem man normalerweise Formel 1-Boliden baut, so verweist die in Weiß gehaltene "Royal Oak Offshore Lady Alin-ghi" darauf, dass sich auch die Damenwelt an die Vintage-Sparte der ursprünglich gar nicht für zarte Handgelenke gedachten Modelle herangetastet hat. Eine Stil-Kerbe, in die übrigens auch der "Pa-sha Seatimer" von Cartier, eine auf sportive Damenuhr getrimmte Überarbeitung einer klassischen Kollektion, verweist. Fazit: Am Tag Salzwasser schlucken, abends Champagner. Auf exakt diese Welle ist Cartiers Sportlinie getunet. Dass Sport am Anfang der ganzen Sekundenhetze auch am Handgelenk salonfähig war, das beweist freilich eine noch weit dezentere Vintage-Version: die Neuauflagen der Panerai-Modelle "Radiomir 1938" und "Radiomir 1936" sind so auch Nadelstreif-kompatible Grüße aus der Prä-Neopren-Ära des Tauchsports. (Robert Haidinger/Der Standard/Rondo/02/03/2007)