Madrid - Spanien hat mit dem Tod der Schriftstellerin Carmen Martin Gaite eine seiner bedeutendsten Literatinnen der Nachkriegszeit verloren. Die Autorin, die mit praktisch allen wichtigen Literaturpreisen des Landes ausgezeichnet worden war, erlag am Sonntag in Madrid im Alter von 74 Jahren einem erst kürzlich festgestellten Krebsleiden. Carmen Martin Gaite war eine ausgesprochen vielfältige Schriftstellerin, die fast alle Sparten der Literatur beherrschte. Sie verfasste nicht nur zahlreiche Romane und Erzählungen, sondern wagte sich auch in die Poesie vor. Zudem verfasste sie Theaterstücke und Drehbücher für das Fernsehen, schrieb Zeitungsartikel und übersetzte Klassiker der Weltliteratur ins Spanische, darunter Werke von Rainer Maria Rilke, Italo Svevo oder Gustave Flaubert. In den letzten Jahren erzielte sie mit ihren Werken auch Verkaufserfolge. Einige wurden ins Deutsche übersetzt wie der Roman "Caperucita en Manhattan" (1991/Rotkäppchen in Manhattan) oder "La reina de las nieves" (1994/Das Haus der Schneekönigin), eine Hommage des dänischen Autors Hans Christian Andersen. Die aus der Universitätsstadt Salamanca stammende Schriftstellerin siedelte als 25-Jährige nach Madrid über, wo auch die meisten ihrer Werke spielen. 1978 erhielt sie für den Roman "El cuarto de atras" (Das Hinterzimmer), in dem sie sich mit der Lage der Frauen während der Franco-Diktatur auseinander setzte, als erste Frau den spanischen Literatur-Nationalpreis. 1994 wurde ihr diese Auszeichnung ein zweites Mal zugesprochen, diesmal für ihr Gesamtwerk. 1988 wurde sie - zusammen mit dem kürzlich gestorbenen Dichter Jose Angel Valente - mit dem Prinz-von-Asturien-Preis ausgezeichnet. Martin Gaite blieb bis zuletzt der Linie treu, ihre Manuskripte mit Füller und Tinte in Schönschrift abzufassen. "Wenn wir jemand etwas Nettes per E-Mail übermitteln sollte, werfe ich dem Betreffenden den Schrieb ins Gesicht. Ich will, dass man mir per Hand schreibt", sagte sie. (dpa)