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EU-Industriekommissar Günter Verheugen will die Klimawogen glätten.

Foto: APA/EPA/Olivier Hoslet
Hamburg - EU-Industriekommissar Günter Verheugen hat in der aktuellen Debatte um einen besseren Klimaschutz vor Hysterie gewarnt. Zwar müsse der Klimawandel "an allen Fronten" bekämpft werden, sagte Verheugen der Hamburger Boulevardzeitung "Bild am Sonntag". "Wir dürfen aber auch nicht in hysterischen Aktionismus verfallen."

Europa verursache "nur einen relativ geringen Teil der weltweiten CO2-Belastung - Tendenz sinkend", betonte Verheugen. "Und an den CO2-Emissionen wiederum haben Pkw einen außerordentlich kleinen Anteil." Der Vizepräsident der EU-Kommission äußerte die Sorge, "dass wir die europäische Autoindustrie - ein Kronjuwel der europäischen Industrie - zum alleinigen Sündenbock machen." Er fügte hinzu: "Die Deutschen waren immer stolz darauf, dass sie die besten Autos der Welt bauen und das zu recht. Deshalb wundere ich mich ein bisschen, dass sie ihre Autos auf einmal verteufeln."

Merkwürdige Wellen

Der SPD-Politiker beklagte: "Wir haben immer diese merkwürdigen Wellen. Vor zwei Jahren hieß es: Jobs, Jobs, Jobs! Jetzt heißt es: Klima, Klima, Klima! In Wahrheit kommt es darauf an, beides zu verbinden: Klimaschutz kann man nur sinnvoll betreiben, wenn man gleichzeitig die eigene Wettbewerbsfähigkeit sichert." Verheugen äußerte die Befürchtung, dass Europa ins Hintertreffen gerät gegenüber Ländern, die Umweltschutz weniger ernst nehmen: "Unsere wichtigste Aufgabe wird sein, dafür zu sorgen, dass sich die USA, China, Indien und Russland beim Klimaschutz genauso engagieren wie wir."

Beim Vorhaben der EU-Kommission, den Kohlendioxidausstoß von Neuwagen auf durchschnittlich 120 Gramm pro Kilometer zu senken, müsse "berücksichtigt werden, dass die Hersteller unterschiedliche Modellpaletten haben", forderte Verheugen. "Was wir vorschlagen, bringt uns in puncto Umweltfreundlichkeit von Autos für lange Zeit an die Weltspitze, denn wir wollen Autos exportieren und nicht Arbeitsplätze. Ich warne deshalb vor einer Politik, die die Produktion größerer Autos aus der EU vertreibt." (APA/dpa)