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Der Flakturm in Wiener Augarten mit zwei fehlenden "Ohren".

Foto: APA/Roland Schlager

Wien – Der Wiener Augarten-Flakturm bleibt vorerst eine Riesenbaustelle: Ein 500-Tonnen-Kran hievt derzeit bis zu 50 Tonnen schwere Betonteile aus dem Inneren des NS-Kriegsrelikts. Zwei seiner "Ohren" verlor der Turm bereits im November des vergangenen Jahres: Die Plattformen an der Spitze des Baus hatten sich gelockert und mussten – ebenfalls mittels Kran – abgetragen werden.

1.200 Kubikmeter Taubenkot

Zirka 1.200 Kubikmeter Taubenkot seien außerdem mit Hilfe eines Saugwagens entfernt worden, schilderte der Geschäftsführer der zuständigen Baufirma Prajo, Zeljko Vocinkic. Die tierischen Hinterlassenschaften wurden dabei in allen Geschoßen vorgefunden: Im Erdgeschoß habe es gar bis zu vier Meter hohe Schichten des Drecks gegeben.

Dieser sei aber vorher chemisch und biologisch auf gefährliche Substanzen oder Viren untersucht worden, betonte Vocinkic. Der Tierkot hätte für Menschen keine Lebensgefahr dargestellt.

Im Mai des vergangenen Jahres hatte eine Schutt-Verschiebung im Inneren des Baus Teile des Mauerwerks nach außen gedrückt. Nach dem Öffnen der Turmdecke an zwei Stellen sei die zuständige Baufirma Prajo nun tätig, Betonteile von fünf eingestürzten Decken mit Hilfe eines Krans aus dem Gebäude herauszuheben, meinte der gebürtige Kroate.

Größe und Gewicht der Trümmer sind dabei laut Vocinkic durchaus unterschiedlich: So gebe es Trümmer, die zehn mal zehn Zentimeter groß seien ebenso wie etwa ein 250 Tonnen schweres Stück. 80 Prozent des Materials wiege sicher unter 50 Tonnen und müsse daher vor dem Kran-Einsatz nicht mehr bearbeitet werden, berichtete Vocinkic. 20 Prozent der Trümmer müssten allerdings mit Hilfe von Spezialwerkzeug zerkleinert werden, um mit dem Kran geborgen werden zu können.

Die Sperre der um den Flakturm führenden Wege und der angrenzenden Jahnwiese könnte schon nächste Woche von 200 auf 100 Meter reduziert werden. In zwei, drei Monaten sollen die Sanierungsarbeiten beendet sein. Damit sei dann seine Aufgabe erfüllt, bemerkte Vocinkic. Den Finanzierungsrahmen von 2,5 bis drei Mio. Euro für die gesamten Maßnahmen bezeichnete er als "ausreichend".

Hochsicherheitsdatenspeicher

Die Investorengruppe DCV hält unterdessen an der Idee fest, den Flakturm zu einem Hochsicherheitsdatenspeicher umzubauen. Es gebe nach wie vor die Pläne, aber noch keine Bewegung auf politischer Seite, hieß es bei der DCV.

Im Unterschied zum Exemplar im Augarten gelten die übrigen fünf Wiener Flaktürme aus den Kriegsjahren 1943/44 als stabiler. Dessen Nordteil wurde durch eine große Explosion nach dem Krieg arg in Mitleidenschaft gezogen. Damals, 1946, haben Kinder mit der im Turm gelagerten Munition gespielt und sind mit zwei Waggonladungen davon in die Luft gegangen. Die Südseite des Turmes blieb hingegen unversehrt. (APA)