Für einen Moment sah es so aus, als würde die Erste Bank in den Bieterkampf um die Landesbank Berlin (LBB) einsteigen. Doch die Wiener gesellten sich nicht zum Kreis der fast 20 Interessenten für die LBB, welche das Land Berlin aufgrund von EU-Auflagen verkaufen muss, sondern forderten die Verkaufsunterlagen lediglich zu Infozwecken an. Eine Übernahme des deutschen Geldinstituts wäre einem grundlegenden Strategiewechsel gleichgekommen. Bislang hatte Vorstandschef Andreas Treichl Übernahmen in Westeuropa stets ausgeschlossen. Vielmehr hatte sich die erst 1997 entstandene Gesellschaft gezielt mit Akquisitionen in Osteuropa verstärkt und war damit zum führenden Finanzdienstleister in der Region nach der italienischen Unicredit aufgestiegen. Dabei soll es laut Treichl auch bleiben.

Die wichtigsten Übernahmeerfolge feierten die Wiener zuletzt in Rumänien und in der Ukraine: Im Dezember 2005 ging die Erste Bank als Sieger aus dem Privatisierungverfahren der Banca Comerciale Romana (BCR) hervor. Im Juli 2006 kündigte sie die Mehrheitsübernahme der Bank Prestige in der Ukraine an. Mit dem Einstieg in diese Wachstumsmärkte hat die Erste ihren Markt auf fast 120 Millionen Menschen ausgedehnt und die Kundenzahl auf über 15 Millionen ausgeweitet. Neben Rumänien, der Ukraine und dem Heimatmarkt Österreich ist die Gruppe auch in Ungarn, Tschechien, Serbien, Kroatien und der Slowakei tätig.

Mit ihren vorläufigen Geschäftszahlen hat die auf das Privatkundensegment fokussierte Bank ihre Ausnahmestellung in Zentral- und Osteuropa untermauert: Der Gewinn wurde um 30 Prozent auf 932,2 Millionen Euro gesteigert und erreichte den höchsten Wert der Firmengeschichte. Der Gewinn je Aktie stieg trotz der durch Kapitalerhöhungen höheren Aktienzahl von 2,98 Euro auf 3,10 Euro. Für die nächsten Jahre sagt die Erste Bank ein weiteres Gewinnwachstum von 20 bis 25 Prozent voraus. Angesichts dessen ist die Aktie mit einem 2008er-KGV von 12,0 nicht zu teuer.

Trotz der blendenden Aussichten für die Erste Bank sollten Anleger angesichts der aktuell sehr nervösen Marktlage bei Engagements nicht volles Risiko gehen. Statt der Direktanlage bietet sich ein Discount-Zertifikat (ISIN DE 000 DB0 RPC 1) an, zumal diese Alternative auch wegen der derzeit erhöhten Volatilität sehr attraktiv ist. Beim vorgeschlagenen Papier der Deutschen Bank liegt der Cap mit 54,00 Euro knapp unterhalb des aktuellen Basiswertkurses. Dennoch ist der Discounter um 12,4 Prozent günstiger zu haben als die Erste-Bank-Aktie. Notiert der ATX-Titel am Laufzeitende oberhalb des Caps, können Anleger mit dem Papier eine Rendite von 9,1 Prozent bzw. 11,3 Prozent p.a. erzielen.

Fazit: Dank ihrer starken Stellung in Zentral- und Osteuropa dürfte die Erste Bank auch in Zukunft starke Wachstumsraten zeigen. Mit dem „am Geld“ liegenden Discounter der Deutschen Bank können Anleger selbst dann eine stattliche Rendite einfahren, wenn der günstig bewertete ATX-Wert nur seitwärts tendiert. Das Papier ist derzeit um 12,4 Prozent günstiger zu haben als die Aktie.