Karibik raus, Österreich rein! - Dieser Satz ist nicht etwa der neueste Slogan der österreichischen Tourismuswirtschaft, sondern eine Forderung von Josef Pröll. Der Umweltminister wünscht sich, dass die Österreicher in Zukunft nicht mehr in die Karibik fliegen, sondern Urlaub im eigenen Land machen. Nicht, weil es bei uns schöner ist, sondern weil damit weniger Kerosin die Umwelt belastet. Solche Forderungen stehen symptomatisch für die heimische Klimapolitik.

Anstatt konkrete Anreize für die heimische Industrie zu schaffen, um auf erneuerbare Energien umzusteigen, anstatt strengere Emissionsgesetze zu erlassen, mahnt Pröll lediglich die Bevölkerung zur Vernunft. Also auch jene, die etwa seit Jahren auf einen Fernurlaub gespart haben. Der Industrie wird hingegen suggeriert, dass alles im Lot ist und dass die Antwort auf die Klimaprobleme überall, nur nicht bei ihnen gesucht wird.

Pröll hat schon Recht, wenn er sagt, dass Klimaschutz immer in den eigenen vier Wänden beginnt: Bei der Wahl des Energielieferanten, und auch bei der Wahl des Fortbewegungsmittels. Das gilt aber für jeden. Auch und vor allem für den Mahner Josef Pröll persönlich. Da nützt es nichts, wenn man sich vor den Kameras als passionierter Radfahrer inszeniert. Oder, wenn man zur Regierungsklausur nach Linz mit dem Zug fährt. Denn wer die Minister auch abseits der Kameras zu Gesicht bekommt, weiß, dass sie bei der nächsten Gelegenheit wieder in ihre Limousine steigen, um zum nächsten Termin zu kommen. Doch Pröll sei gewarnt: Wasser predigen und guten Wein genießen kommt nicht nur bei der Umwelt, sondern auch beim Wähler ganz und gar nicht gut an. (Gunther Müller, derStandard.at, 5.3.2007)