So schnell kann's dann doch gehen: "Dieses Projekt war eigentlich in zehn Minuten per Handschlag beschlossen", erinnern sich der Wiener Gebietskrankenkassen-Obmann Franz Bittner und KAV-Chef Wilhelm Marhold. Die Juristen hätten dann allerdings noch ein wenig länger gebraucht. Jedenfalls konnten am Montag im Spital der Barmherzigen Brüder in der Leopoldstadt zwölf neue Dialyseplätze eröffnet werden, mit denen bis zu 72 Patienten versorgt werden können.

Man sei angesichts der Entwicklung im Dialysebereich "in wirklich großer Sorge" gewesen, so Marhold. Es sei "für alle Experten absolut überraschend" gewesen, dass im Jahr 2004 die Zahl der Fälle nicht, wie erwartet um sechs bis sieben Prozent, sondern "in einem Jahr gleich um elf Prozent angestiegen" sei. Dass da aber ein gröberes Problem heran dräut, war allerdings schon weit länger bekannt. So wusste man etwa bereits 2001, dass sich bei Dialysepatienten die Zahl der Neuerkrankungen binnen zehn Jahren österreichweit fast verdoppelt hatte.

Die Folge: Im Wiener AKH musste die Dialyse bereits in vier Schichten durchgeführt werden – wobei die vierte Schicht zwischen 1 und 6 Uhr Früh durchgeführt wird. Und das in Räumlichkeiten, die "eigentlich abbruchreif" seien, wie die Grüne Gemeinderätin Sigrid Pilz bereits vor Jahren anprangerte. Im Jahr 2004 sei dem Gebäude im AKH bereits die Betriebsgenehmigung entzogen worden. Die neuen Dialyseplätze bei den Barmherzigen Brüdern wurden am Montag daher mit ausgesucht betonter Freude präsentiert, "in der Hoffnung, dass wir damit die eine oder andere vierte Schicht in Wiener Spitälern ersparen können", so Bittner.

Das Besondere dabei: Dass es gelang, dass unterschiedliche Körperschaften "über die Grenzen hinweg" gemeinsam mit einem Privaten kooperieren, wie Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely betonte. Die besondere generelle Schwierigkeit bei der Dialyse: Dass es sich um eine Einrichtung der Spitzenmedizin handelt, die aber als ambulante Einrichtung geführt und entsprechend abgegolten wird.

Derzeit gebe es in Wien insgesamt 740 Dialysepatienten, von denen 620 vom Krankenanstaltenverbund betreut werden. Die Tendenz ist allerdings weiter steigend – Ursache seien die generell gestiegene Lebenserwartung und die Fortschritte in der medizinischen Versorgung, so Marhold. Ein großer Anteil an Dialysepatienten sind Menschen, die an Diabetes leiden.

Das Ausbauprogramm

Die neue Dialysestation bei den Barmherzigen Brüdern ist der erste Schritt eines wienweiten Ausbauprogramms, wie Wehsely im Standard-Gespräch erläuterte. Bis 2009 sollen in Summe 89 neue Dialysebetten in Wien geschaffen werden. Noch heuer sollen fünf Betten in der Rudolfstiftung zur Verfügung stehen, im kommenden Jahr sollen zwölf weitere Betten im Wilhelminenspital geschaffen werden. Die größte Einheit soll dann 2009 beim Donauspital (SMZ-Ost) eröffnet werden: Eine komplett neue Dialysestation mit insgesamt 60 Betten. "Natürlich sind wir für einen Ausbau der Kapazität", so Marhold. "Aber es ist auch eine einfache Rechnung, dass die Adaption mit allen nötigen Einbauten in bestehenden Einrichtungen am teuersten ist."

Die krasse Unterversorgung für Dialyse-Patienten ist seit Jahren bekannt und wurde von den Grünen angeprangert. Jetzt sollen die Kapazitäten bis 2009 ausgebaut werden. Die ersten zwölf Betten wurden am Montag bei den Barmherzigen Brüdern gesegnet. (Roman David-Freihsl/DER STANDARD-Printausgabe, 06.03.2007)