Leere Plätze sind in Österreichs Gymnasien nur mehr schwer zu finden. Für viele Volksschüler bedeutet die Abweisung von der Wunsch-AHS eine bittere Enttäuschung, Eltern fühlen sich von den neuen Aufnahmekriterien bevormundet.

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Wien/St. Pölten – Tränen, Enttäuschung und lange Gesichter sind seit einer Woche vorherrschend in der Familie Elkner aus dem 14. Gemeindebezirk in Wien. Der Grund ist die Aufnahmeverordnung für AHS, die 2006 von der ehemaligen Bildungsministerin Elisabeth Gehrer eingeführt wurde und im kommenden Schuljahr erstmals schlagend wird.

Während Kinder in manchen Wiener Bezirken aufgrund eines akuten Schulmangels keinen AHS-Platz finden und bei weiter entfernten Schulen nicht aufgenommen werden, weil sie zu weit weg wohnen, werden andere abgewiesen, weil sie einen einzigen Zweier im Zeugnis haben.

Dies passierte dem besten Freund des Sohnes von Christine Elkner. Beide Kinder wurden in der nähesten Schule angemeldet, einziger Wunsch an das Gymnasium war, dass beide gemeinsam in eine Klasse gehen können. Nun wurde der eine aufgenommen, der andere nicht. "Wenn wir gewusst hätten, dass die Schule nur Kinder mit lauter Einsern aufnimmt, hätten wir sie gleich wo anders angemeldet", ärgert sich Elkner.

"Jede Schule müsste gemischtes Publikum aufnehmen", spricht sich Elkner gegen ein "Zweiklassensystem für Zehnjährige" aus. Auch dass bei vielen Anmeldungen Kinder mit Geschwistern in der Schule bevorzugt werden, stört Elkner: "Warum soll mein Sohn als Einzelkind keine sozialen Kontakte haben, die ihm wichtig sind?"

Enttäuscht sind auch 250 niederösterreichische Volksschüler, für die es in ihrem Bundesland keinen AHS-Platz gibt. Der Andrang von 6000 AHS-willigen Schülern sei nicht vorauszusehen gewesen, beteuerte Niederösterreichs Landesschulratspräsident Hermann Helm am Dienstag und verwies auf die erste Leistungsgruppe in Hauptschulen, in denen derselbe Lehrstoff wie in einem Gymnasium vermittelt werde.

Problematisch ist die Situation vor allem in Wiener Neustadt und in Purkersdorf, wo 100 beziehungsweise 70 AHS-Plätze fehlen. Insgesamt können 5400 Schüler oder knapp 90 Prozent ein Gymnasium in Wohnnähe besuchen, 300 bis 400 Kinder sollen in den nächsten drei Wochen in einer weiter entfernten Schule unterkommen. "Kein Grund zur Aufregung", heißt es aus dem Bildungsministerium. Niederösterreich hätte aufgrund der "Fluktuationsreserve" noch Anspruch auf zusätzlich Planstellen. (Karin Krichmayr, DER STANDARD-Printausgabe, 7. März 2007)