Wien - Der österreichische Luftraum ist - wie international üblich - in kontrollierte und nicht kontrollierte Abschnitte unterteilt. Jener Bereich, in dem Verkehrsflugzeuge unterwegs sind, wird von der Austro Control überwacht und gesteuert - jeder Pilot bekommt von der Flugsicherung genaue Angaben, wie er sich zu verhalten hat. In niedrigeren Flughöhen und Zonen außerhalb der überwachten Bereiche rund um die Airports gilt die Regel "sehen und gesehen werden", die Piloten sind also im Sichtflug unterwegs.

Wer in den überwachten Flugraum eintritt, muss sich bei der Austro Control anmelden und bekommt einen Transpondercode zugewiesen. Zusätzlich werden dem Piloten eine genaue Flughöhe, Geschwindigkeit, Route und ein Zeitfenster vorgeschrieben und seine Bewegung am Radarschirm und per Computer beobachtet. So wird sichergestellt, dass die verpflichtenden Mindestabstände - fünf nautische Meilen (9,26 km) seitlich, vorne und hinten, 1.000 Fuß (305 m) nach oben und unten - eingehalten werden. Erst im Landeanflug werden die Sicherheitsabstände auf 2,5 nautische Meilen (4,63 km) verringert, sobald der Flieger in das Instrumentenlandesystem eingeklinkt ist.

Im konkreten Fall bewegten sich der Puma-Helikopter und das Katana-Sportflugzeug außerhalb des kontrollierten Flugbereiches, erklärte Heinz Sommerbauer von der Austro Control am Dienstag im APA-Gespräch. Zwar gebe es auf dem Flugplatz Zell am See einen Betriebsleiter, dieser sei jedoch kein ausgebildeter Fluglotse und damit ein reiner "Informationsgeber". Wer sich im Sichtflug einem kleineren Flugplatz nähert, stellt am Funk die entsprechende Frequenz ein und meldet sich an. Über diese Frequenz hatte der Flugleiter in Zell auch die Piloten von Helikopter und Sportflugzeug auf ihr Gegenüber aufmerksam gemacht. Zumindest der Hubschrauber-Pilot hat diese Information über Funk bestätigt.

Sehen und gesehen werden

Trotz der Hinweise vom Betriebsleiter haben die Piloten beim Sichtflug allerdings die alleinige Verantwortung. "Sehen und gesehen werden", laute die Devise, so Sommerbauer. Konkrete Sicherheitsabstände sind nicht vorgeschrieben und müssen vom Piloten abgeschätzt werden. "Jeder ist selbst verantwortlich, dass er niemandem zu nahe kommt", erklärte der Austro Control-Experte. Verpflichtend ist nur die ausreichende Sichtweite: Unter 300 Metern Flughöhe muss der Pilot 1,5 Kilometer weit sehen, fliegt er höher, sind fünf Kilometer das Minimum. Die entsprechenden Wetterinformationen müssen vor dem Start eingeholt werden.

Über Rückspiegel verfügen weder Flugzeuge noch Helikopter, die Sicht beschränkt sich also je nach Bauart auf vorne, leicht nach oben und die Seiten. Dazu kommen die Informationen der Betriebsleiter auf den Flugplätzen. Unsicher sei diese Art des Luftverkehrs jedoch nicht, betonte Sommerbauer: "Wenn sie auf der Landstraße über eine unkontrollierte Kreuzung fahren, beachten Sie ja auch die Vorrangregeln." Im konkreten Fall hätte der nächste von der Austro Control geregelte Bereich, ab etwa einer Höhe von 3.830 Metern begonnen. Die Kontrollzone des Flughafen Salzburg liegt rund 50 Kilometer nordöstlich.

Allein topografisch sei eine durchgehende Überwachung per Radar nicht möglich, da in den Tälern "Schatten" entstehen. Dies sei auch in den anderen Ländern nicht üblich. Aus Sicht des Experten wäre das auch nicht sinnvoll: "Das wäre so, wie wenn man auf jeder ungeregelten Kreuzung in Österreich eine Ampel aufstellt."

Weniger Flugunfälle

Bei längerfristiger Betrachtung lässt sich ein rückläufiger Trend bei den Unfällen in der österreichischen Luftfahrt feststellen. So mussten 1980 insgesamt 170 Unfälle verzeichnet werden, 1990 waren es nur mehr 130. Dieser Wert wurde auch 1994 nochmals erreicht, danach war die Entwicklung rückläufig bis zum Jahr 2000, wo mit 74 die bisher niedrigste Anzahl an Unfällen zu verbuchen war. Dies geht aus der Flugunfallstatistik der Bundesanstalt für Verkehr hervor.

(APA)