Technische Chemikerin und "Schwammerl-Forscherin": Monika Schmoll.
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Trichoderma reesei ist eigentlich ein Fadenpilz. Doch Monika Schmoll bezeichnet ihn einfach oft als Schwammerl. Äußerlich ähnelt er Brotschimmel, wobei die grüne Farbe nicht von seiner Leidenschaft für tarnfärbige Uniformen und Zelte herrührt. Das war allerdings der Grund, warum er im Zweiten Weltkrieg auf den Salomonen-Inseln im Südpazifik entdeckt wurde. Jahrzehnte später erkannte man den Wert seiner faserzerlegenden Enzyme für die Papier- und Textilindustrie.

Als technische Chemikerin hat sich Schmoll auf Biotechnologie spezialisiert. Mit einem APART-Stipendium der Akademie der Wissenschaften wird sie den Einfluss zweier Umweltfaktoren - Licht und ein Pheromon - auf die Signalkette des Fadenpilzes studieren.

Der muss die richtigen Schalter umlegen, um seine Energie effizient einzusetzen und die richtigen Enzyme zu produzieren. Rätselhaft bleibt, warum der unauffällige Waldbewohner die komplizierten Regulationsmechanismen braucht, die Schmoll in den nächsten drei Jahren erforschen wird. "Das würde ich gerne mal bei ihm persönlich nachfragen", so die Forscherin. Mit dem entsprechenden Wissen besteht schließlich Aussicht auf verbesserte Fermentationsbedingungen und gesteigerte Ausbeute in der Industrie.

Chemie fand Monika Schmoll, 1974 geboren in Zelking an der Melk, schon an der Handelsakademie interessant, wo das Fach sehr zu kurz kam. Auch der Tüftler MacGyver im TV trug seinen Teil zu ihrem Interesse bei. Technische Chemie an der TU Wien ist kein Massenstudium, und die Berufs- und Verdienstaussichten sind durchaus interessant. Dass es eines der schwierigsten und aufwändigsten Studien ist, hat sie erst später erfahren, und "das war auch gut so". In Rom erwarb sie wichtige Techniken. Zugleich sei es beruhigend gewesen, dass dort in der anerkannten Arbeitsgruppe "auch nur mit Wasser gekocht wird". Im ungarischen Szeged erschloss sie sich ein fremdes Forschungsgebiet mit einer vertrauten Methode. Gemeinsame Sprache war Englisch. Doch besonders in Italien war die Verständigung nicht immer einfach, denn der Selbstlernsprachkurs habe ihr nicht verraten, was Pipette oder Gummistopfen auf Italienisch heißt. Die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland sei wichtig.

Für Schmoll sollte eine gute Forscherin neugierig sein und geduldig, den Tatsachen auf den Grund zu gehen. Ebenfalls notwendig: Kritik an der eigenen Arbeit und das Gespräch mit Kollegen. Sie habe schon mehrmals unvorhersehbare Entdeckungen gemacht, an deren Erklärung sie immer noch arbeite. "Dabei ist jeder kleine Schritt im Verständnis eine große Freude für mich." Die Mostviertlerin arbeitet mit wissenschaftlichen Partnerinnen und Partnern in Sardinien, Israel und Mexiko zusammen. Auch mit BASF hat sie schon ein Projekt umgesetzt, "wo die Herausforderung im Gegensatz zur Grundlagenforschung war, stets eine hohe Ausbeute zu erzielen".

Privat ist Monika Schmoll im verflixten siebten Jahr glücklich verheiratet. Sie geht schwimmen, Rad und Ski fahren. Außerdem besitzt sie eine Schwäche für Zimmerpflanzen, und im Garten zieht sie jede Gemüsesorte, der sie Überlebenschancen in unserem Klima einräumt, was oft gelingt - Pilze nur unabsichtlich. (Astrid Kuffner/DER STANDARD, Printausgabe, 7. März 2007)