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Verhängungen von Betretungsverboten und Wegweisungen 1997 bis 2005
Grafik: APA/Martin Hirsch

Wien - Das Thema häusliche Gewalt ist bis ins Bundeskanzleramt vorgedrungen. Zeitgerecht zum Frauentag ist am Mittwoch die Ausstellung "Hinter der Fassade" eröffnet worden, die bis einschließlich 19. März zu sehen ist. "Jede fünfte Frau wird einmal in ihrem Leben Opfer von Gewalt", erinnerte Bundeskanzler Alfred Gusenbauer vor Journalistinnen und Journalisten und Schülerinnen und Schülern. Ein Mittel dagegen sei vor allem Armutsbekämpfung.

Gusenbauer will Täterarbeit auch jenseits der Gefängnisse

Der Kanzler machte aber auch darauf aufmerksam, dass es ein solches Problembewusstsein noch gar nicht so lange gebe. "Als dieses Haus erbaut wurde, hatten Männer nicht nur das Recht, sondern nahezu die Pflicht, ihre Frau bei unbotmäßigem Verhalten zu züchtigen." 300.000 Frauen würden im Jahr Gewaltopfer. "Wir dürfen uns nicht taub stellen und mit Appellen werden wir die Situation nicht verbessern", so Gusenbauer und weiter: "Wir brauchen auch Täterarbeit jenseits der Gefängnisse." Daher sei die Frage der Armutsbekämpfung auch so wesentlich.

Bewusstseinsarbeit

Frauenministerin Doris Bures mahnte, dass Gewalt in der Familie kein Kavaliersdelikt sei, sondern ein Verbrechen. Gerade deswegen habe man auch diese Ausstellung initiiert, vor allem gehe es darum, Bewusstseinsarbeit zu leisten. Die Ausstellung selbst führt BesucherInnen durch eine Wohnung und macht die Ursachen und Folgen von häuslicher Gewalt anschaulich. Vor allem dem Opferschutz habe man ein großes Kapitel gewidmet. Bures: "Ein ganz zentrales Thema."

5.618 Betretungsverbote 2005

Was die Exekutive zur Vermeidung von Gewalt in der Familie leisten kann, erklärte Innenminister Günther Platter. Im Jahr 2005 seien 5.618 Betretungsverbote ausgesprochen worden, bei der Interventionsstelle Wien hätten sich 3.177 Menschen gemeldet, das sei ein Anstieg zum Jahr davon von 28 Prozent. "Daher ist es sehr wichtig, dass wir die Verantwortung übernehmen." Noch keine Selbstverständlichkeit in Österreich. Platter: "Die Opfer haben Angst, es mitzuteilen und die Nachbarn schauen weg." (APA)