Düsseldorf - Der größte deutsche Energiekonzern E.ON lässt trotz zunehmenden Widerstandes bei der geplanten milliardenschweren Übernahme des spanischen Stromversorgers Endesa nicht locker. "Wir bleiben bei Endesa am Ball und arbeiten mit unverändertem Nachdruck daran, die Endesa-Aktionäre von den Vorteilen unseres Angebots zu überzeugen", sagte E.ON-Chef Wulf Bernotat am Mittwoch bei der Bilanzvorlage in Düsseldorf. Auch nach dem Einstieg des italienischen Energieriesen Enel werde sich E.ON nicht vom eingeschlagenen Kurs abbringen lassen. Indes hat Enel am Mittwoch verkündet, sein Einstieg bei den Spaniern sei ein "freundlicher Schritt" gewesen. Ziel sei eine Zusammenarbeit beider Firmen, die auch den Aktionären einen Mehrwert bringen werde, sagte Enel-Chef Fulvio Conti am Mittwoch in Rom.

Nach dem Einstieg von Enel hatte E.ON am Dienstagabend erste Konsequenzen aus dem sich zuspitzenden Übernahmekampf gezogen und auf eine Abschaffung der Stimmrechtsbeschränkung von zehn Prozent in den Endesa-Statuten verzichtet. "Aus unserer Sicht kommt es vor allem auf die abschließenden Kapitalverhältnisse bei Endesa an", unterstrich der E.ON-Chef. "Wir konzentrieren uns jetzt auf die größtmögliche Annahmequote". E.ON bietet für das spanische Unternehmen 38,75 Euro je Aktie beziehungsweise 41 Mrd. Euro in bar. Die Annahmefrist läuft noch bis zum 29. März, bis zum 3. April hat E.ON dann Zeit, seine weiteren Pläne bekannt zu geben. Endesa sagte die für den 20. März geplante Hauptversammlung ab.

Keine Schätzungen

Fragen nach den Handlungsoptionen für den Fall, dass E.ON die angepeilte Mehrheit von 50,1 Prozent an Endesa verfehlt, beantwortete der Vorstandschef ausweichend: "Wir werden eine Entscheidung treffen, wenn wir wissen, wie viele Aktien wir im Tenderverfahren erworben haben". Es sei überhaupt nicht einzuschätzen, auf welche Anteile E.ON komme. Bisher hat erst rund ein Prozent der Aktionäre ihre Papiere dem Düsseldorfer Konzern angeboten. Sollte die Kapitalmehrheit scheitern, könnte E.ON versuchen, auf anderen Wegen die Mehrheit bei dem umworbenen spanischen Unternehmen zu erreichen. Ein schneller Rückzug aus Spanien erscheint unwahrscheinlich.

Nach dem Ende der Anahmefrist schloss Bernotat Gespräche mit den beiden Großaktionären Enel und Acciona nicht aus, die derzeit 22 beziehungsweise 21 Prozent an Endesa halten. Auch ein Zukauf von Aktien über die Börse sei dann möglich. Das Thema Aufhebung der Stimmrechtsbeschränkung hat E.ON keineswegs zu den Akten gelegt. Hierüber muss nach den Worten von Bernotat später entschieden werden.

Im Zusammenhang der Debatte über die Zerschlagung der großen Energiekonzern in Europa durch die Abgabe ihrer Strom- und Gasnetze kündigte Bernotat an, sich für den Aufbau eines europäischen Energiemarktes einzusetzen. E.ON habe der EU-Kommission vorgeschlagen, einen Kernmarkt bestehend Frankreich, den Benelux-Staaten, Österreich, der Schweiz und Deutschland zu schaffen.

Nationale Regelungen "keine Lösung"

Zudem seien der EU-Kommission konkrete Vorschläge zur Gestaltung der Zusammenarbeit der Netzbetreiber und der notwendigen Regulierung gemacht worden. Ein solcher Ansatz wäre einer von der EU favorisierten Abtrennung der Netze von den Energiekonzernen klar überlegen, betonte der E.ON-Chef. Nationale Regelungen seien auf dem Energiesektor keine Lösung für die künftigen Herausforderungen.

Angeschoben von den hohen Strom- und Gaspreisen verzeichnete der Konzern im vergangenen Jahr wieder zweistellige Zuwächse bei Umsatz und Gewinn. So erhöhte sich das bereinigte operative Ergebnis (EBIT) um 12 Prozent auf 8,2 Mrd. Euro und der Umsatz sogar um 21 Prozent auf 67,8 Mrd. Euro. Dabei schlugen allerdings auch Zukäufe zu Buche. Der Überschuss, der im Vorjahr wegen der Verkäufe des Immobilienunternehmens Viterra und der Ruhrgas Industries außerordentlich hoch war, lag zwar 2006 mit 5,1 Mrd. um 32 Prozent niedriger. Bereinigt um diese Sondereffekte stieg der Reingewinn aber um 20 Prozent auf 4,4 Mrd. Euro. Die Dividende soll um 0,60 Euro auf 3,35 Euro erhöht werden. Mit einer Summe von 2,2 Mrd. Euro, gehöre E.ON wieder zu den ausschüttungsstärksten Unternehmen im DAX, sagte der neue Finanzvorstand Marcus Schenck. (APA/dpa)