Wien/Graz - Der älteste Exekutionstitel der Steiermärkischen Gebietskrankenkasse datiert vom 1. 3. 2006, also 14 Tage vor dem Einreichtermin der Lizenzierung 2006/07. Es geht um 102.992 Euro. Am 28. 3. 2006 schob die StGKK ein Exekutionbegehren von 177.245 Euro nach. Bis zur Verweigerung der Lizenz in Erster Instanz durch den Senat 5 der Bundesliga am 28. April 2006 hatte der GAK sechs Exekutionen laufen. Und eine Tradition der Pfändung von TV-Lizenzgeldern bei der Liga. Diese gerichtlichen Verfahren (wie bei Sturm) scheinen zur Lizenzverweigerung beigetragen zu haben.

Das Protestkomitee gewährte schließlich am 15. Mai dem GAK die Lizenz ohne Auflagen, Sturm wurden wegen Verstößen gegen die Vorschriften drei Punkte abgezogen. Beide Klubs dürfte die Haftungszusage des Landes Steiermark (je 1,2 Millionen) gerettet haben. Der damalige Sturm-Präsident Hannes Kartnig bejubelte den Sieg "über die Kritiker", wollte gegen die Strafe vorgehen, reichte stattdessen ein halbes Jahr später Konkursantrag ein.

Mittlerweile beläuft sich das Exekutionsbegehren der StGKK gegen den GAK auf rund 700.000 Euro. Die Vereinigung der Fußballer kündigt an, auch die Interessen der Ex-GAK-Kicker wahren zu wollen. Sollte bei der Prüfungstagsatzung des Konkursverfahrens am 19. April auch nur ein Gläubiger gegen den Zwangsausgleichsantrag stimmen, kann der GAK die Lizenz, über die am 30. April in erster Instanz entschieden wird, endgültig vergessen. Ein Einspruch gegen die vorgeschlagene Quote von 20 Prozent ist nicht unwahrscheinlich, da der Klub Schulden von rund 6,6 Millionen Euro privat besichert hat. Der Konkurs macht diese Verpflichtungen schlagend. Sobald sie eingelöst werden, wäre der Konkursgrund hinfällig, weil der Verein einen Großteil der Schulden bezahlen könnte. Oder jedenfalls mehr als 20 Prozent davon.

Der Name, die Optik Die Unterlagen für 2006/07 wurden von der TPA Horwath Wirtschaftsprüfungs GmbH (Sitz Wien) gecheckt und für in Ordnung gefunden. Zu einem Zeitpunkt, als bei der Liga Pfändungen gegen GAK-Gelder durchgeführt wurden. GAK-Vize Walter Messner leitet den Grazer Standort der TPA Horwath Wirtschaftstreuhand und Steuerberatung GmbH, er ist mit 6,67 Prozent beteiligt. Messner: "Ich bin bei der Wirtschaftsprüfungs GmbH nicht beteiligt, nicht organschaftlich tätig, die hat mit unserem Betrieb nichts gemein." Außer dem Namen der Muttergesellschaft.

Laut Lizenzhandbuch der Liga muss der Prüfer "in jedem Fall von dem zu überprüfenden Lizenzbewerber, von den Aktionären, Eigentümern und anderen dem Lizenzbewerber nahe stehenden Personen und Unternehmen unabhängig sein." Die Liga muss den Prüfer "akkreditieren", was 2006 beim GAK auch geschah.

Der Anwalt und Ex-Boss des SV Ried, Peter Vogl: "Die Optik ist eine Katastrophe." Man kann davon ausgehen, dass die Liga beim GAK nachfragt, ob sie getäuscht wurde. Sollten die Grazer Konkursklubs gegen Bestimmungen verstoßen haben, könnten sie noch in dieser Meisterschaft bestraft werden. Sanktionen sind an keine Fristen gebunden. (Johann Skocek, DER STANDARD Printausgabe 08.03.2007)