Kerbler überraschend seinen Rückzug aus dem operativen Geschäft bekannt. Als künftiger Aufsichtsrat hofft er, sich mehr um seine Getreidefarm in Rumänien kümmern zu können
Redaktion
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Wien – Der Gründer und Vorstandschef der Immobilien-Gruppe Conwert, Günter Kerbler, wechselt nach der Hauptversammlung im Juni in den Aufsichtsrat. Nach mehr als 25-jähriger Tätigkeit sei ihm die Entscheidung zwar nicht leicht gefallen. Fad wird ihm aber auch künftig nicht werden. Kerbler, der als Versicherungsvertreter bei der Wiener Städtischen begann, besitzt eine Getreidefarm mit mehr als 2000 Hektar südöstlich von Bukarest, wo Gerste, Kukuruz und Raps angebaut werden. Die Wintergerste wird nach Südafrika zur SAB (South African Breveries) geliefert, die Sommerernte geht an die Brau Union. Drei Traktoren und zwei Mähdrescher (alle der Marke Steyr) sind dort im Einsatz. Gekauft hat Kerbler die Farm ursprünglich, um dort ehemalige Straßenkinder leben, lernen und arbeiten zu lassen.
Den Entschluss, aufzuhören, dürfte Kerbler bereits seit Längerem mit sich herumgetragen haben. Denn vor einem Jahr sagte er bereits in einem Standard-Interview: "Man kann nicht immer nur Geld scheffeln." Und: "Ich will nicht der Reichste am Friedhof sein, es wird mir auch keiner etwas nachwerfen ins Grab."
Weingärten in Grinzing
Seit zwei Jahren besitzt Kerbler auch 15 Hektar Weingärten in Grinzing. Und eine Finca in der Dominikanischen Republik. Weniger erfolgreich waren seine Medien-Engagements, bei AZ (Arbeiter-Zeitung), New Business und Falter. Beendet hat er auch seine Beisel-Engagements.
Kerbler begründete seinen Rückzug im Wesentlichen damit, dass er eben zu stark mit dem Namen Conwert identifiziert werde und von außen als für alles zuständig betrachtet werde ("Kerbler, komm schnell, die Tür quietscht"). Er wolle auch nicht mehr jeden Tag hunderte Dokumente unterzeichnen und sei überzeugt, in seiner Funktion im neuen Immobilienausschuss der Conwert nützlicher zu sein. Der neue Ausschuss (neben dem Aufsichtsrat) wird die zahlreichen Akquisitionsprojekte der Conwert prüfen.
Neuer Vorstand
Gemeinsam mit dem neuen Vorstandschef Johann Kowar brachte Kerbler die Conwert 2002 an die Börse; mittlerweile hat sie ein Immobilienvermögen von 1,7 Mrd. Euro. Neben Kowar bilden Andreas Nittel und Alexander Zartl den Conwert-Vorstand. Helmut Hardt schied ebenfalls aus, er bleibt Chef der Wiener Privatbank, der Dachholding der Conwert-Gruppe. Kerbler besitzt noch etwa drei Prozent an Conwert, Kowar rund 1,2 Prozent.
Die auf die Revitalisierung von Althäusern spezialisierte Conwert plant heuer Zukäufe von 700 bis 800 Mio. Euro. Schwerpunkt der Expansion sei Deutschland, 100 bis 200 Mio. Euro werden aber auch in Österreich investiert. Verkauft wurden 2006 Immobilien um 40 Mio. Euro, heuer sollen Liegenschaften um weitere 50 Mio. Euro auf den Markt kommen. Insgesamt wurde _ein Gewinn von 32 Mio. Euro (Veräußerungserlöse abzüglich Buchwert) erzielt. Die verkauften Immobilien wurden um durchschnittlich 21 Prozent über dem Buchwert verkauft. Aus den Zeitwertanpassungen ergab sich ein Nettogewinn von 45,2 Mio. Euro, was einer Aufwertung des Portfolios um 2,7 Prozent entspricht. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.3.2007)
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