Berlin - "Linz wird Gastgeberin Europas." So lautet einer der drei Grundsätze für die europäische Kulturhauptstadt 2009, Linz, das sich gestern Abend bei der weltgrößten Tourismusmesse, der ITB, in Berlin präsentierte. Die beiden anderen Grundsätze, die vom stellvertretenden Intendanten von Linz 2009, Ulrich Fuchs, vorgestellt wurden, sind "Kein Preis - ein Stipendium" und "Linz 2009 ist Linz 2015" und sollen auf die erforderlichen Anstrengungen und die Nachhaltigkeit hinweisen, die dieser Titel erfordere.

Gleichzeitig mit Linz präsentierten sich bei der Veranstaltung in Berlin auch die Kulturhauptstädte von 2010, Pécs und Essen. Vilnius, Partner von Linz für 2009, war verhindert an der Präsentation teilzunehmen. Mit allen soll ein enges Netz der Zusammenarbeit geknüpft werden, kündigten die Veranstalter an.

Pixelhotels

Linz wolle sich mit Kultur, Industrie und Natur vorstellen, sagte Fuchs. Daneben gebe es schon einige Projekte: Pixelhotels, die Unterkünfte einer speziellen Art in leer stehenden Häusern sein sollen, das Vorhaben "Gefallene Helden", das die Errichtung und Demontage von in der NS-Zeit geplanten Figuren auf der Nibelungenbrücke bedeutet. Laut Vize-Intendant Fuchs war die Aufarbeitung der Rolle der oberösterreichischen Landeshauptstadt in der NS-Zeit Auflage beim Zuschlag für 2009.

Das Ars Electronica Center wird "in 80 Tagen um die Welt" Live-Übertragungen aus 80 Orten der Welt durchführen, und zu den Linzer Wahlen 2009 sollen nach Überlegungen der Veranstalter Wahlbeobachter aus den anderen Kulturhauptstädten eingeladen werden, um zu überprüfen, dass es "kein Wahlplakat ohne Kultur, keine Wahlrede ohne literarischen Gehalt" geben werde. Auf dem Linzer Dom soll sich ein Turm-Eremit einrichten, und der Pöstlingberg soll als "Heiliger Berg" in einen "friedlichen Ausnahmezustand" versetzt werden, kündigte Fuchs an.

Schon heuer beginnt der Sänger Hubert von Goisern mit einer Schiffstour auf der Donau, gleichsam als Botschafter der Kulturhauptstadt 2009. Zwischen 11. Mai und 3. Juni wird zudem in der Aktion "Schaurausch" eine Ausstellung in den leer geräumten Schaufenstern von 50 Geschäften der Linzer Landstraße stattfinden.

Metropolengründung

"Wir werden auf Innovation, auf Radikalisierung der Inhalte setzen", kündigte Ulrich Fuchs an. Damit wolle man sich von den Salzburger Festspielen und den Wiener Festwochen absetzen. Fuchs verwies auch auf die einzigartigen Voraussetzungen der oberösterreichischen Landeshauptstadt: "Wenn Sie jemandem aus einer 200.000-Einwohnerstadt in der Bundesrepublik erzählen, dass es da zwei zeitgenössische Museen und ein A-Orchester mit 111 Mitgliedern gibt, der hält sie für übergeschnappt", sagte Fuchs.

Essen möchte mit dem Markennamen "Ruhr 2010" die "erste Metropolengründung des 21. Jahrhunderts" schaffen, kündigte der Büroleiter von Ruhr 2010, Jürgen Fischer, an: Den kulturellen Zusammenschluss von 53 Städten des Ruhrgebiets. Zentrum soll das Weltkulturerbe Zollverein sein. "Die zweite Stadt" soll als Kulturprojekt in aufgelassenen Schächten kilometerweit unter der Erde stattfinden. Für die besten Ideen zur Kulturhauptstadt will Essen Land verpachten.

Die ungarische Stadt Pécs will sich 2010 als Tor zum Balkan vorstellen, "als verborgener Schatz, einer guten Mischung aus westlichen und östlichen Kulturen", sagte der künstlerische Leiter Márton Méhes. Ein Balkanmusik-Festival soll ins Leben gerufen, eine Konzerthalle gebaut und eine Ausstellung über Bauhausarchitekten aus Pécs zusammengestellt werden. (APA)