Cordula Alessandri
Grafikdesignerin

Vor 15 Jahren entdeckte ich dieses Objekt von PRINZGAU/Podgorschek und kaufte es ganz spontan. Von den Künstlern ist es eigentlich als eine an die Wand gelehnte Skulptur gedacht. Da ich damals keinen geeigneten Platz dafür "spürte", ließ ich es mehr als zehn Jahre im Atelier der Künstler, bis ich vor wenigen Jahren meine neue Wohnung einrichtete.

Foto: Aleksandra Pawloff

Mein Schlafzimmer befindet sich im Wohnzimmer, und das Kunstwerk wurde zum schwebenden Paravent, der den Schlafbereich vom Wohnbereich abgrenzt, ohne ihn zu trennen. Das Objekt ist 2,50 Meter hoch, 1,60 Meter breit und hängt ganz knapp über dem Boden. Das Geräusch der schwingenden Stäbe, wenn man das Objekt berührt oder wenn ein Luftzug "die Kunst streift", ist reine Poesie. Es handelt sich in gewisser Weise um ein lebendiges Objekt, das durch das Hängen noch sinnlicher wurde, weil Akustik und Bewegung dazugekommen sind.

Foto: Aleksandra Pawloff

Andreas Reiter
Künstler

Ich tu mir am leichtesten, das anhand eines Objektes von mir selbst zu erklären, auch wenn mir das jetzt ein wenig unangenehm ist. Es geht um eine Arbeit aus zusammengesetzten Keilrahmen. Es ist interessant, dass die in jedem Land anders designt werden, obwohl sie ja eigentlich hinter ihrer Funktion verschwinden. Die Designs entsprechen fast den Klischees, die man von den jeweiligen Herkunftsländern hat. Der französische ist in gewisser Weise elegant, die japanischen sehr reduziert, die österreichischen haben etwas fast Barockes, die amerikanischen sind in ihrer Gestaltung extrem pragmatisch.

Foto: Aleksandra Pawloff

Mein Objekt besteht aus verleimten Keilrahmen, die häufig gestrichen sind und als Buchobjekte funktionieren. Ich sammle seit langer Zeit Künstlerbücher, die eher wie Objekte funktionieren und manchmal sehr surreal sind. Im Unterschied zu Design haben die so etwas Unperfektes, sind nicht so genau gearbeitet. Das kommt daher, dass interessante Kunst immer von einer Idee ausgeht. Dass möglicherweise ein benutzbares Objekt dabei herauskommt, kann, muss aber nicht sein. Design geht natürlich auch von einer Idee aus, unterliegt aber einer Menge anderer Bedingungen. Mein Objekt gibt's fünfmal, ist aber immer ein bisschen anders. Bei der Kunst ergeben sich gewisse Dinge einfach von selbst.

Foto: Aleksandra Pawloff

Martin Walde
Künstler

Ein Ding, das an einem der wesentlichen Kreuzungspunkte kulturell verschiedenster Welten liegt, wäre ein weißes quadratisches Tuch in Geschirrtuchgröße. Seine Variabilität platziert es auch in der Grauzone zwischen Kunst und Design. Ich kann damit abtrocknen, Salat schleudern, es zu einer Schürze binden oder als Tischtuch verwenden.

Foto: Aleksandra Pawloff

Es ist etwas, das beständig "neu erfunden" wird. Ein "globales Werkzeug" also. So wie die Schachtel, der Kübel und die Glühbirne Dinge sind, die immer wieder neu gestaltet und mit verschiedensten Bedeutungen belegt werden. So habe ich ein paar Dinge für das Foto genommen, die allesamt demonstrativ kein Label tragen, und sich so verwandeln können, in Design, Kunst oder sonst etwas.

Foto: Aleksandra Pawloff

Marie Rahm und Monica Singer
Designstudio "Polka"

An der Schnittstelle ist für uns etwas, das zu einer Beschäftigung auffordert, etwas, das sich nicht sofort preisgibt. Eine Idee, die sich keinen Grenzen unterordnet, und etwas, das sich nicht in seiner Gestalt und Funktion erschöpft, sondern eben Fragen aufwirft. Konkret nach einem Objekt befragt, fällt unsere Wahl auf das "Correalistische Instrument" von Friedrich Kiesler, weil es das Ineinandergreifen von Design, Skulptur und Architektur thematisiert.

Foto: Aleksandra Pawloff

Er entwarf es 1942 als Ausstellungsmöbel für die Galerie Art of This Century von Peggy Guggenheim in New York, hier als Re-Edition von Wittmann zu sehen. Das Möbel folgt Kieslers Konstruktionsprinzip, das die Wechselbeziehungen (Correlations) aller Objekte im Raum thematisiert. Die theoretische Auseinandersetzung, die dem Objekt zugrunde liegt, schafft eine eigenständige skulpturale Form. Über die Rolle als Teil der Architektur und Teil Kieslers allumfassenden Weltenmodells hinaus funktioniert es als Möbelstück in unterschiedlichen Anwendungen. Kiesler hat insgesamt 18 verschiedene Verwendungsmöglichkeiten ermittelt. Wir zeigen hier gerade einmal zwei Anwendungen.

Foto: Aleksandra Pawloff

Esther Stocker
Künstlerin

Ich verwende für meine geometrischen Malereien oft so ein schwarzes Gewebeband, ich gebrauch es aber auch sonst, weil es eben so multifunktional ist. Neulich ist mir eine Steckdose von der Wand gefallen, die hab ich dann wieder mit so einem Band angepickt. Ich finde diese Klebebänder auch sehr schön.

Foto: Aleksandra Pawloff

Meines Wissens nach kommen diese Klebehilfen ja von medizinischen Heftpflastern. Es ist einfach ein schlichtes Material, das an und für sich aus dem Alltagsgebrauch kommt. Meistens kommt ein fünf Zentimeter breites, schwarzes zum Einsatz. Ich verwende aber auch Papierklebebänder.

Foto: Aleksandra Pawloff

René Chavanne
Produktdesigner

Eine scharf gezeichnete Schnittstelle kann ich zwischen diesen Disziplinen nicht feststellen. Vielmehr ragen diese artverwandten Bereiche mittlerweile weit ineinander. Mich persönlich faszinieren immer mehr "unbemühte" Objekte aus Kunst, Design oder Alltag. Dabei kann der Erschaffer durchaus anonym bleiben. Es geht um Objekte, die durch ihre Ästhetik, Materialität und Funktion überzeugen, ohne dass sie erklärt werden müssen.

Foto: Aleksandra Pawloff

Ein gutes Beispiel hierfür ist eine einfache Pressspanpalette, die ich vor Kurzem in meine Wohnung in den vierten Stock geschleppt hatte, wo sie zur Analyse einige Wochen an der Wand lehnte. Sie ist eine dieser annähernd perfekten Lösungen, die starken wirtschaftlichen und funktionellen Anforderungen genügen müssen und wie ein Kunstwerk auf den Punkt gebracht werden können. Stapelbar, hochgradig funktionell, kostengünstig herzustellen. Sie zeichnet sich darüber hinaus durch eine starke skulpturale Ästhetik aus - für mich ein Readymade. (Michael Hausenblas/Der Standard/Rondo/09/03/2007)

Fotos: Aleksandra Pawloff

Foto: Aleksandra Pawloff