Im Herbst des Vorjahres, kurz vor den Wahlen, als sich schon abzeichnete, dass das Ergebnis für die ÖVP keine "g’mahte Wiesn" sein würde, soll es im schwarz dominierten Landwirtschaftsministerium rumort haben. Eine Reihe von Mitarbeitern rund um Minister Josef Pröll plante den Ausstieg, hieß es damals – schon im Hinblick darauf, dass das Halten des Ministeriums in der bestehenden Personalkonstellation unsicher war. Auch Werner Wutscher, seit 2000 Generalsekretär im Ministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt- und Wasserwirtschaft, genannt Lebensministerium, begann dem Vernehmen nach zu sondieren. Allerdings waren seine Beweggründe nicht so sehr polittaktischer Natur, eher karrieretechnischer. Dem Zwei-Meter-Mann fehlte die Hausmacht im Lebensministerium. Geholt worden war er vom früheren Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer, für den er bis 1999 als Kabinettchef gedient hatte. Sein Auftrag: Die damals noch getrennten Sektoren Landwirtschaft und Umwelt zusammenzuführen und eine neue Organisationsstruktur aufzubauen. Ein Auftrag, den der Betriebswirt und Jurist unbürokratisch-präzise ausführte und sich dabei im Haus keine Freunde machte.Dass diese Position nicht das Ende der Fahnenstange für den 38-Jährigen sein würde, wurde bald klar. Neben dem Bauernbündler Josef Pröll wurde auch Werner Wutscher 2003 als Kandidat für das Ministeramt genannt. Auf diesem Posten hätte ihn gerne der Vater gesehen. Walfried Wutscher ist seit vielen Jahren Präsident der Landwirtschaftskammer Kärntens. Doch Wutscher junior fühlte sich zur freien Wirtschaft hingezogen. 2004/05 absolvierte er ein einjähriges Sabbatical in den USA und kam mit einem Master of Public Administration der Harvard-Universität zurück. Begleitet wurde er von seiner Frau, der Journalistin Gertraud Leimüller, die seit Kurzem wieder bei den Salzburger Nachrichten als Kolumnistin werkt und die Agentur Winnovation betreibt. In der Freizeit joggt das kinderlose Paar, geht reiten und Ski fahren. Wutschers Leseinteressen fokussieren auf Literatur und Geschichte Zentraleuropas. In den neuen Vorstandsjob bei Rewe Austria bringt Wutscher nicht nur Restrukturierungskenntnisse mit. Auch umfangreiche Erfahrungen im Bereich Ernährung, Umwelt, Landwirtschaft. Wutscher hat etwa die vom Lebensministerium initiierten "nachhaltigen Wochen" mit dem Lebensmittelhandel geleitet. Er ist Eigentümervertreter bei den Bundesforsten, sitzt im Aufsichtsrat von Umweltbundesamt, Kommunalkredit und Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages). Wenn er zum 1. Mai in den Rewe-Austria-Vorstand einzieht, übernimmt er auch die Verantwortung für die Bio-Marke "Ja! Natürlich". (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.3.2007)