Wien – Wiens Grünen-Chefin Maria Vassilakou hat sich mit ihrer im STANDARD-Gespräch gestellten Forderung, 2008 eine City-Maut in der Bundeshauptstadt einzuführen, wenig Freunde gemacht. Lediglich der VCÖ sprach sich für die Maut aus. Ablehnend äußern sich alle anderen Stadtparteien und der ÖAMTC.

Wolfgang Gerstl, Verkehrssprecher der Wiener ÖVP, attestierte den Grünen einen "blamablen Eiertanz". Hatte doch Vassilakou vor der Gemeinderatswahl 2005 die Maut nämlich noch als "unsoziale Maßnahme" abgelehnt. Für die ÖVP komme die City-Maut jedenfalls nicht infrage, hielt Gerstl fest. Ähnlich Gemeinderat Herbert Madejski von der FPÖ: "Im krausen Forderungskatalog der Grünen fehlt nur noch, dass Erwerb und Besitz von Kraftfahrzeugen künftig unter Strafe gestellt werden soll", meinte er.

SPÖ spottet

Die Wiener SPÖ hat sich stets gegen die Maut ausgesprochen und auf die Parkraumbewirtschaftung als Lenkungsinstrument verwiesen. Daran hat sich auch nichts geändert: "Und täglich grüßt das Murmeltier: Immer, wenn der Frühling kommt, fordern die Grünen die City-Maut", spottete der Vorsitzende des Wiener Verkehrsausschusses, SP-Gemeinderat Karlheinz Hora.

Schützenhilfe erhielt Vassilakou am Freitag natürlich von ihrem Umweltsprecher Rüdiger Maresch, der, wie seine Parteichefin, die SPÖ als Hemmschuh in dieser Frage identifizierte. Es gebe in Europa zwei Erfolgsmodelle für die Maut, nämlich London und Stockholm. Keines der beiden Modelle sei 1:1 auf Wien umsetzbar. Deshalb habe Vassilakou eine Expertenkommission gefordert, die ein Modell für Wien erarbeiten soll. Diese müsste auch die Höhe der Maut sowie den Geltungsbereich klären.

Vorbild könnte, so Maresch, die Stockholmer Version sein: Dort sei die Maut zeitlich gestaffelt mit einer Deckelung von knapp über sechs Euro pro Tag versehen. (APA, pm, DER STANDARD print, 10./11.3.2007)