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Eines der berühmtesten Gemälde der Welt: Raffaels "Sixtinische Madonna"

Foto: AP/Rietschel
Dresden - Britische Forscher stützen laut einem Zeitungsbericht die These, dass der Renaissance-Künstler Raffael (1483-1520) ein Ölbild quasi als Vorstudie seiner berühmten "Sixtinischen Madonna" gemalt hat. Das kreisrunde Bild, das nur den Oberkörper der Madonna mit dem Kind zeigt und einem britischen Sammler gehört, mute wie ein ausgeschnittenes Detail des seit mehr als 250 Jahren in Dresden befindlichen Gemäldes an, berichteten die "Dresdner Neueste Nachrichten" am Freitag. "Für mich sieht es eher wie eine der vielen später entstandenen Kopien aus", sagte dagegen der Kurator der Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister, Andreas Henning.

Lange in Privatbesitz

Das Bild habe 20 Jahre lang über dem Kamin einer alten Dame in Nordwales gehangen, heißt es in dem Artikel. Nach deren Tod 1981 sei es für 369 britische Pfund an einen Sammler verkauft worden, der wegen der Ähnlichkeit mit dem berühmten Original Untersuchungen in Auftrag gab. 1992 habe der britische Kunsthistoriker Murdoch Lothian in einer Dissertation die These aufgestellt, dass der Tondo sogar älter sei als die "Sixtinische Madonna" und damit ein Original. Laut einem früheren Artikel in der Zeitschrift "Lifescience" datierten Chemiker das Gemälde in die Renaissance - die Zeit von Raffael.

Überzeugt davon, dass das Bild vor 1700 entstand, ist auch der Spezialist für Raman-Spektroskopie an der University of Bradford, Prof. Howell Edwards. Als Beweis habe er ein gelbes Pigment, genannt Massicot, angeführt, das nach 1700 durch ein anderes ersetzt worden sei, schreibt die Zeitung. Die These der Briten wird jedoch in Dresden bezweifelt. "Das, was wir von Raffael kennen, hat damit nichts zu tun", sagte Henning. Die Ästhetik des Bildes, vor allem die ins Rund gezwängten Figuren, deuteten eher ins 19. Jahrhundert.

"Eine Ölskizze wäre absolut ungewöhnlich"

"Dem Kopisten ist aufgefallen, dass das Format nicht funktioniert - er hat die Leerstelle mit einem Tuch gefüllt", sagte er. Vorstudien seien in der Renaissance nur als Zeichnungen bekannt. "Eine Ölskizze wäre absolut ungewöhnlich", sagte Henning. "Wir kennen zur 'Sixtinischen Madonna' keine einzige Vorstudie und auch den Werkprozess nicht." Raffaelo Santi schuf das weltberühmte Werk 1512/13 für den Altar der Klosterkirche San Sisto in Piacenza. Auftraggeber für das Bild, das Maria mit Kind sowie den Heiligen Sixtus und die Heilige Barbara als Schutzpatrone des Klosters zeigt, war Papst Julius II.

Im 18. Jahrhundert erwarb es der sächsische Kurfürst und polnische König August III. von den Mönchen, die Geld brauchten. 1754 kam die "Madonna" nach Dresden, wo sie in der Folgezeit vielfach in Öl oder Kupferstichen kopiert wurde. 1945 beschlagnahmte die sowjetische Trophäenkommission das kostbare Stück, das für mehr als zehn Jahre in einem Depot in Moskau verschwand. Erst 1956 kehrte die "Madonna" in den Dresdner Zwinger zurück. Trotz aller Zweifel bleibt das Rätsel um den britischen Tondo für Experte Henning spannend. "Es wäre schön, wenn wir etwas aus dem Entstehungsprozess unserer Madonna erfahren. Ich sehe das allerdings in der Londoner Fassung nicht." (APA/dpa)