Bild nicht mehr verfügbar.

Die geschäftsmäßige Atmosphäre bei der Konferenz in Bagdad wurde stellenweise durch heftige verbale Scharmützel durchbrochen.

Foto: AP/Arar
Bei der Regionalkonferenz über die Zukunft des Irak in Bagdad gerieten sich Abgesandte aus Washington und Teheran in die Haare über die Rolle, die der Iran gegenüber den schiitischen Milizen im Irak spielt.

* * *

Bagdad - Vertreter des Iran und der USA haben sich bei einer Regionalkonferenz in Bagdad gemeinsam an einen Tisch gesetzt, Einzelgespräche oder eine Diskussion über den Atomstreit jedoch vermieden. Die Kontakte hätten sich auf das Thema Irak beschränkt, berichteten Teilnehmer des eintägigen Treffens am Samstag. In dessen Vorfeld war spekuliert worden, dass der Iran und die USA das Forum auch zu Gesprächen über das iranische Atomprogramm nutzen könnten. Beide Staaten unterhalten seit 1980 keine diplomatischen Beziehungen mehr. Die Beratungen über die Lage im Irak selbst wurden von dessen Premier Nuri al-Maliki als Erfolg gewertet.

Aus Teilnehmerkreisen verlautete, die USA und der Iran hätten sich einen verbalen Schlagabtausch geliefert. Beide Seiten gaben einander die Schuld an der Krise im Irak. Der US-Delegierte David Satterfield warf dem Iran vor, schiitische Milizen im Irak zu bewaffnen. Daraufhin entgegnete der iranische Delegationsleiter und stellvertretende Außenminister Abbas Araqshi, die USA versuchten mit Vorwürfen nur von ihrem Versagen im Irak abzulenken. Ein ranghoher Beamter im iranischen Außenministerium, Labid Abbawi, bestätigte, dass es zu einer Auseinandersetzung zwischen den Vertretern der USA und seines Landes gekommen sei.

"Nicht überbewerten"

Die USA haben dem Iran und Syrien wiederholt vorgeworfen, Aufständische im Irak zu unterstützen und damit zur Instabilität im Land beizutragen. Diese Bedenken habe er in Bagdad zur Sprache gebracht, sagte der US-Botschafter im Irak, Zalmay Khalilzad "Es war geschäftsmäßig. Ich denke, man sollte das, was geschehen ist, nicht überbewerten", fügte Khalilzad hinzu.

Dem Irak zufolge hatten die Delegierten aus Nachbarstaaten und den USA zugestimmt, dass es absolut notwendig sei, die Gewalt zwischen den Religionsgruppen in der Region zu stoppen. Maliki betonte, er benötige Unterstützung, um ein Übergreifen der Gewalt auf die gesamte Region zu verhindern. Terroristen müssten von Waffenlieferungen und finanzieller Hilfe abgeschnitten werden. Außenminister Hoshiyar Zebari sagte, das Treffen sei konstruktiv gewesen und habe gute Ergebnisse gebracht.

Strenge Sicherheitsvorkehrungen

Die Konferenz fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Kurz nach der Eröffnung schlugen in unmittelbarer Nähe des Tagungsorts mindestens zwei Mörsergranaten ein. Im schiitischen Viertel Sadr City riss ein Selbstmordattentäter bei einem Autobombenanschlag mindestens 20 Menschen mit in den Tod. Am Sonntag starben bei einem Selbstmordanschlag auf schiitische Pilger mindestens 31 Menschen. In einem Büro der größten sunnitischen Partei riss ein Selbstmordattentäter in Mosul drei Menschen mit in den Tod.

US-Präsident George W. Bush beantragte indes beim Kongress weitere 3,2 Milliarden US-Dollar (2,43 Mrd. Euro) für den Einsatz der US-Streitkräfte im Irak und in Afghanistan. Bush habe die Abgeordneten gebeten, "weniger wichtige" Programme etwa für Bildung und Gesundheit oder Energie entsprechend zu kürzen, sagte ein Präsidentensprecher. (dpa, AFP, Reuters, red, DER STANDARD, Printausgabe 12.3.2007)