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Parallelreise: US-Präsident Bush sprach in Kolumbien vor einem Gemälde von Simon Bolivar.

REUTERS/Larry Downing

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Der selbst ernannte Enkel der "bolivarianischen Revolution", Hugo Chávez, machte Stopp in Nicaragua bei Staatschef Ortega.

AP/Esteban Felix
Es ist ein wenig wie Schattenboxen: Auf seiner einwöchigen Reise durch Lateinamerika lieferte sich George W. Bush ein indirektes Duell mit Hugo Chávez. Mit seiner sechstägigen Tour durch fünf Länder möchte der Präsident der Weltmacht USA zeigen, dass ihm der Subkontinent am Herzen liegt - und den Sozialisten aus Venezuela in die Schranken weisen.

Chávez machte sich jedoch einen Spaß daraus, Bush mit einem Parallelprogramm herauszufordern. Am Freitag etwa traf der US-Präsident, aus Brasilien kommend, in Uruguays Hauptstadt Montevideo ein. Zu diesem Zeitpunkt wurde er von Chávez auf der anderen Seite des Río de la Plata, in Buenos Aires, vor 30.000 begeisterten Anhängern als "politische Leiche" verspottet, "die sich auflösen und in kosmischen Staub verwandeln wird".

In den Anden und in Zentralamerika setzte der Venezolaner sein Spielchen fort: Unter enormem Sicherheitsaufwand besuchte Bush Kolumbien und Guatemala, Chávez ließ sich unterdessen in Bolivien und Nicaragua feiern. Während Bush für Freihandel warb und von heftigen Protesten begleitet wurde, unterzeichnete Chávez weitere Kooperationsabkommen im Rahmen seiner linken Allianz, der "Bolivarianischen Alternative" für die Staaten Amerikas.

"Ich glaube nicht, dass Amerikas Versuch, das Leben der Menschen zu verbessern, genügend gewürdigt wird", sagte Bush in Brasilien. "Bloß 75 Millionen Dollar, um Jugendlichen Englisch und die Kunst des Freihandels beizubringen? Das ist doch lächerlich. Wir wollen keine Almosen", reagierte Chávez, der in den vergangenen zwei Jahren aus den sprudelnden Öleinnahmen seines Landes sechs Milliarden Dollar in befreundete Staaten Lateinamerikas und der Karibik gepumpt hat, etwa doppelt so viel wie die US-Regierung.

"Ethanol-Allianz"

Reporterfragen nach Chávez wich Bush auf seiner Reise immer wieder aus. "Ich bin nach Lateinamerika gekommen, um eine konstruktive und stille Diplomatie zu machen", betonte er stattdessen. Besondern gerne sähe er es, wenn der gemäßigte Brasilianer Luiz Inácio Lula da Silva ein regionales Gegengewicht zu Chávez bilden würde.

Mit einer "Ethanol-Allianz" wollte er Lula für sich einnehmen. Doch in São Paulo wurde nur ein unverbindliches Memorandum über die künftige Zusammenarbeit zwischen den Biosprit-Großmächten unterzeichnet. Die Forderung Lulas, die USA sollten ihren Importzoll auf das brasilianische Ethanol und ihre Milliardensubventionen für die US-Farmer senken, bleibt unerfüllt.

Hoffen auf die Linken

Der brasilianische Präsident stellte zudem klar, dass er sich nicht gegen Chávez ausspielen lässt: "Alle lateinamerikanischen Regierungen streben Wirtschaftswachstum mit Einkommensverteilung an", sagte Lula. Mehr als 40 Prozent der 570 Millionen Lateinamerikaner leben in Armut - und immer mehr von ihnen hoffen, dass linke Staatschefs das ändern könnten.

Washingtons diplomatische Offensive hingegen verpufft. Im Jahr 2000 hatte George W. Bush erklärt, er wolle Lateinamerika zu einer außenpolitischen Priorität machen. Doch dann kam der "Krieg gegen den Terror". Bushs Reise, die er am Mittwoch in Mexiko abschließt, sei vor allem eine Reaktion auf den Vorwurf, er habe den Subkontinent vernachlässigt, sagte der argentinische Politologe Juan Gabriel Tokatlian.

Zwar habe sich in Washington die Erkenntnis durchgesetzt, dass Hugo Chávez am ehesten mit mehr Diplomatie beizukommen sei, meint Tokatlian. "Aber die USA sorgen sich immer noch mehr um Einwanderung als um das, was tatsächlich in Zentralamerika passiert". (Gerhard Dilger aus Porto Alegre/DER STANDARD, Printausgabe, 13.3.2007)