Peking - Nordkorea ist wieder zu einer Kooperation mit der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO bzw. IAEA) bereit. Nach der Rückkehr aus Pjöngjang sagte IAEO-Generaldirektor Mohammed ElBaradei am Mittwoch vor der Presse in Peking, Pjöngjang warte aber vor allem noch auf die Aufhebung der amerikanischen Finanzsanktionen, bevor es seine Atomanlagen wie vereinbart stilllegen wolle. "Sie sind bereit zu kooperieren, sobald die anderen Parteien die Vereinbarung erfüllt haben." Seine zweitägigen Gespräche in Pjöngjang seien "nützlich" gewesen. Sie hätten "die Tür geöffnet für normale Beziehungen" der IAEO mit Nordkorea. "Wir bewegen uns vorwärts." Nordkorea sei auch bereit, die 2002 ausgewiesenen Inspekteure wieder ins Land zu lassen.

ElBaradei war einen Tag früher als geplant aus Nordkorea zurückgekehrt, was Spekulationen ausgelöst hatte. Entgegen den Erwartungen war ein Treffen mit Nordkoreas Unterhändler bei den Sechs-Parteien-Gesprächen über den Abbau des Atomwaffenprogramms, Kim Kye Gwan, nicht zustande gekommen. ElBaradei berichtete, der Vizeaußenminister sei "krank" geworden, nachdem er von den Gesprächen mit den USA aus New York zurückgekehrt sei. Zuvor hatte seine Sprecherin laut Japans Nachrichtenagentur Kyodo in Pjöngjang gesagt, Kim Kye Gwan sei "zu beschäftigt" gewesen, weil er die nächste Sechser-Runde in der kommenden Woche in Peking vorbereiten müsse.

Der IAEO-Direktor betonte, Nordkorea stehe unverändert zu der Einigung vom 13. Februar mit den USA, China, Südkorea, Japan und Russland über einen schrittweisen Abbau seinen Atomwaffenprogramms im Gegenzug für massive Energielieferungen. Nordkorea warte allerdings mit der innerhalb von 60 Tagen vereinbarten Schließung des Atomreaktors und Plutoniumprogramms noch darauf, dass die anderen Parteien bei den Sechser-Gesprächen ihre Verpflichtungen erfüllten. Insbesondere warte Pjöngjang auf die USA und die Aufhebung der Sanktionen wegen Geldwäsche und anderer illegaler Finanzaktivitäten.

Wann die Inspektoren wieder nach Nordkorea gelassen werden, konnte ElBaradei deswegen nicht sagen. Nach der Vereinbarung müsste die IAEO aber innerhalb der nächsten 30 Tagen zurückkehren. Seine Gesprächspartner hätten keine neuen Bedingungen gestellt und ihm gegenüber die Zusage zum Abbau des Kernwaffenprogramms bestätigt. "Das wird nicht über Nacht geschehen", sagte ElBaradei. Seine Gespräche hätten aber die "Luft bereinigt" und ein positives Umfeld für die Verwirklichung der Vereinbarung in den Sechser-Gesprächen geschaffen. Es sei ein schwieriger und komplizierter Prozess, der nicht entgleisen dürfe, sagte der IAEO-Direktor.

Im Vorfeld der neuen Runde der Sechser-Gespräche, die am Montag in Peking beginnt, kommen in der chinesischen Hauptstadt drei Arbeitsgruppen zum Abbau des Atomwaffenprogramms, zur Entschädigung mit Energielieferungen sowie zur Schaffung von Frieden und Stabilität in der Region zusammen. ElBaradei wird in Peking voraussichtlich den US-Unterhändler Christopher Hill treffen und die anderen Teilnehmer von seinen Gesprächen in Pjöngjang unterrichten. (APA/dpa)