ElBaradei war einen Tag früher als geplant aus Nordkorea zurückgekehrt, was Spekulationen ausgelöst hatte. Entgegen den Erwartungen war ein Treffen mit Nordkoreas Unterhändler bei den Sechs-Parteien-Gesprächen über den Abbau des Atomwaffenprogramms, Kim Kye Gwan, nicht zustande gekommen. ElBaradei berichtete, der Vizeaußenminister sei "krank" geworden, nachdem er von den Gesprächen mit den USA aus New York zurückgekehrt sei. Zuvor hatte seine Sprecherin laut Japans Nachrichtenagentur Kyodo in Pjöngjang gesagt, Kim Kye Gwan sei "zu beschäftigt" gewesen, weil er die nächste Sechser-Runde in der kommenden Woche in Peking vorbereiten müsse.
Der IAEO-Direktor betonte, Nordkorea stehe unverändert zu der Einigung vom 13. Februar mit den USA, China, Südkorea, Japan und Russland über einen schrittweisen Abbau seinen Atomwaffenprogramms im Gegenzug für massive Energielieferungen. Nordkorea warte allerdings mit der innerhalb von 60 Tagen vereinbarten Schließung des Atomreaktors und Plutoniumprogramms noch darauf, dass die anderen Parteien bei den Sechser-Gesprächen ihre Verpflichtungen erfüllten. Insbesondere warte Pjöngjang auf die USA und die Aufhebung der Sanktionen wegen Geldwäsche und anderer illegaler Finanzaktivitäten.
Wann die Inspektoren wieder nach Nordkorea gelassen werden, konnte ElBaradei deswegen nicht sagen. Nach der Vereinbarung müsste die IAEO aber innerhalb der nächsten 30 Tagen zurückkehren. Seine Gesprächspartner hätten keine neuen Bedingungen gestellt und ihm gegenüber die Zusage zum Abbau des Kernwaffenprogramms bestätigt. "Das wird nicht über Nacht geschehen", sagte ElBaradei. Seine Gespräche hätten aber die "Luft bereinigt" und ein positives Umfeld für die Verwirklichung der Vereinbarung in den Sechser-Gesprächen geschaffen. Es sei ein schwieriger und komplizierter Prozess, der nicht entgleisen dürfe, sagte der IAEO-Direktor.