Eric Frey

Ausverkauf - jedes Mal geistert dieses Wort durch die Medien und die Politik, wenn wieder ein heimisches Unternehmen an einen ausländischen Eigentümer geht. Noch Mitte der Neunzigerjahre wurde die Privatisierung der Creditanstalt durch die Befürchtung behindert, das Flaggschiff des Bankwesens könnte in ausländische Hände fallen.

Nun wurde in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ein Deal geschlossen, der die schlimmsten Albträume der Ausverkaufsgegner übertrifft. Mit der Bank Austria gehen 20 Prozent des heimischen Kreditwesens und der einzige Konzern mit einer annähernd internationalen Dimension ans Ausland verloren. Die Gemeinde Wien muss zusehen, wie die letzten Reste der traditionsreichen Zentralsparkasse ihrer Kontrolle entgleiten.

Und dennoch bleibt der erwartete Aufschrei aus. Bank-Austria-Chef Gerhard Randa hat den Boden für den Verkauf gut vorbereitet. Bürgermeister Michael Häupl ist froh, dass ein potenzieller politischer Sprengsatz entschärft wurde, die ÖVP sieht es mit Wohlwollen, wie die Roten ihre letzte wirtschaftliche Bastion verlieren und die "Schmach" der CA-Übernahme ausgemerzt wird. Und eine Regierung, die eine totale Privatisierung zum Ziel hat, kann nicht viel sagen, wenn ein privates Unternehmen sich freiwillig einem ausländischen Partner an die Brust wirft. Auch der Betriebsrat der Bank Austria, der noch vor kurzem starke Sprüche klopfte, beugt sich der Macht des Faktischen und gibt sein Vetorecht auf.

Einst waren Banken Instrumente nationaler Wirtschaftspolitik. Heute sind sie Dienstleistungsunternehmen, die nur dann Erfolg haben, wenn sie besten Service zu niedrigsten Kosten anbieten. Dass dies in Österreich von so vielen verstanden wird, ist ein gutes Zeichen für das Land.