Das Thema Fußball hat am Dienstag den jüngsten Regierungsstreit in der großen Koalition provoziert. Grund waren unterschiedliche Auffassungen der Parteien zur von Innenminister Günther Platter (V) vorgeschlagenen Präventivhaft für Hooligans anlässlich der EURO 2008. ÖVP-Generalsekretär Hannes Missethon ortete in einer Aussendung eine "rot-blaue Allianz für die Hooligans". Sein rotes Gegenüber Josef Kalina forderte umgehend eine Entschuldigung.

"Wenn es um den Schutz gewaltbereiter Rowdys geht, zeigen sich SPÖ und FPÖ einig", stieß sich Missethon an der Ablehnung von Rot und Blau des Platter-Vorschlages. Zu Justizministerin Maria Berger (S), die eine Präventivhaft als verfassungswidrig" bezeichnet hatte, gesellten sich am Dienstag auch der stellvertretende Vorsitzende des parlamentarischen Sportausschusses, Johann Maier (S) als Gegner dieser Idee. Wie auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, der in einer Aussendung meinte: "Offenbar will Innenminister Platter aus Österreich so etwas wie ein kleines Guantanamo machen, zumindest während der Fußball Europameisterschaft 2008."

"Rot-blaue Allianz"B

"Dieser rot-blauen Allianz für die Hooligans stellen wir uns mit aller Kraft entgegen", machte Missethon prompt den ÖVP-Standpunkt via Aussendung klar. Denn: "Die Sicherheit der Menschen hat bei der Fußball-Europameisterschaft absoluten Vorrang für uns - die Interessen gewaltbereiter Randgruppen haben da keinen Platz." Was Kalina zu einem Gegenangriff motivierte. "Missethon soll beim Zurückrudern nicht unnötig um sich schlagen", meinte dieser und sprach von einer "verbalen Entgleisung" des ÖVP-Generalsekretärs.

FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl wollte dies ebenfalls nicht unkommentiert lassen: "Allmählich wird Herr Missethon verhaltensauffällig", meinte dieser in einer Aussendung. Missethon sei mit seiner Aufgabe offenbar völlig überfordert und gleiche darin "seinem orangen Pendant Gerald Grosz, mit dem zusammen er ein ideales Almdudler-Pärchen abgeben würde". Den Standpunkt des BZÖ zur Präventivhaft machte wiederum Parteichef Peter Westenthaler in einer Aussendung klar: Diese sei für die Euro 2008 "möglich und notwendig", ebenso wie ein "gangbarer und rechtlich einwandfreier Weg".

Eine parlamentarische Initiative kündigte ÖVP-Justizsprecherin Maria Fekter an. Sie forderte Stadionverbote durch Richterweisung und kündigte dahingehend eine parlamentarische Anfrage an die Justizministerin an. Und Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S), nun offiziell "Botschafter der Leidenschaft", betonte, dass es gelte, "positive Stimmung in ganz Österreich zu erzeugen". Voraussetzung sei es jedoch, "die Gewalt wegzubekommen". (APA)