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Paavo Lipponen konnte seinen Wunsch, Finnland in die NATO zu bringen, nie verwirklichen

Foto: Reuters/Katarina Stoltz
Helsinki - Der langjährige Regierungschef Paavo Lipponen (65) hat sich von der politischen Bühne Finnlands verabschiedet. Lipponen würdigte in seiner Abschiedsrede als Parlamentspräsident vor den Abgeordneten am Dienstag in Helsinki den starken finnischen Parlamentarismus als Gegengewicht zur Regierung als das richtige Modell auch für die Zukunft. Es war die letzte Parlamentssitzung dieser Legislaturperiode - Finnland wählt am kommenden Sonntag (18. März) ein neues Parlament.

Lipponen hatte in einem am selben Tag erschienenen Interview mit der Tageszeitung "Helsingin Sanomat" das politische System Finnlands als "das vielleicht beste der Welt" gerühmt. In dem Interview gab Lipponen der finnischen Öffentlichkeit auch so etwas wie ein politisches Vermächtnis auf den Weg.

Option Nato

Der jahrelang unermüdlich für den Beitritt Finnlands zur NATO eintretende Politiker bezeichnete die NATO wohl als eine weiterhin bestehende Option. Derzeit seien die Voraussetzungen für ein Beitrittsansuchen - ein breiter politischer Konsens und die Unterstützung der Bevölkerung Finnlands - nicht gegeben. Dagegen brach Lipponen einmal mehr eine Lanze für den Bau eines weiteren Atomkraftwerks in Finnland. Die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien sei zwar ein Teil der Energiestrategie, sie reiche jedoch nicht aus, um den Fahrplan für die Erreichung der Klimaziele einhalten zu können, so Lipponen.

Der am 23. April seinen 66. Geburtstag begehende Sozialdemokrat Lipponen will sich nach über 40 Jahren politischer Karriere nun seinen Memoiren widmen. Der erste Teil - die Zeit bis 1995, das Jahr, in dem er erstmals Regierungschef wurde - soll im Herbst 2008 erscheinen.

Der Lipponen war von 1995-2003 finnischer Regierungschef. Nach der knappen Wahlniederlage im März 2003 zog er sich auf den Posten des Parlamentspräsidenten zurück, blieb aber eine viel beachtete Stimme in der finnischen Innenpolitik. 2005 trat er nach zwölf Jahren von der Parteispitze ab. Lipponen gehörte dem rechten Flügel der Sozialdemokraten an. Er stellte gemeinsam mit den Konservativen und mehreren kleineren Parteien Regierungen auf breite Basis ("Regenbogenkoalition"). Sein Ziel, 2004 EU-Kommissionspräsident zu werden, erfüllte sich nicht. (red/APA)