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Nicht nur die Hüfte macht attraktiv, sondern vor allem ihr richtiger Schwung.

Foto: APA/EPA/Tiago Petinga
Washington - "It don't mean a thing, if it ain't got that swing." Duke Ellingtons Klassiker scheint, wie eine neue psychologische Studie zeigt, auch über die Musik hinaus seine Bedeutung zu haben. Konkret: Bewegen sich unsere Körper nicht adäquat, dann hilft die ganze Schönheit nur wenig.

Seit Jahren schon versuchen Psychologen und Humanbiologen das Geheimnis menschlicher Attraktivität zu entschlüsseln und fanden dabei einige Anhaltspunkte: die Symmetrie der Gesichtszüge gehört ebenso dazu wie breite Schultern bei Männern und vor allem: der so genannte Taillen-Hüft-Quotient. Frauen werden demnach als besonders attraktiv wahrgenommen, wenn das Verhältnis von Taille zu Hüfte in etwa sieben zu zehn beträgt. Bei Männern sollte es im Idealfall neun zu zehn sein. So lautet zumindest bis jetzt die Lehrmeinung.

Die kommt nun aber durch eine neue Studie zweier US-Psychologen buchstäblich ins Wanken. Denn wie Kerri Johnson und Louis Tassinary von der Universität New York herausfanden, helfen die idealsten Taillen-Hüft-Quotienten wenig, wenn die Körper nicht richtig bewegt werden.

Die beiden Forscher kreierten für ihre Studie zunächst geschlechtslose Zeichentrickfiguren, die unterschiedliche Taille-Hüft-Indizes aufwiesen. Dann wurden sie auf dreierlei Weise animiert: mit starkem Hüftenschwung, mit normalem Gang und mit stolzem Gang inklusive vor- und rückschwingender Schulterpartie.

Männer gehen anders

Die Probanden empfanden bei diesem Test jene Figuren als besonders attraktiv, bei denen der Quotient ideal war und der Gang das Geschlecht verdeutlichte - also schwingende Hüften bei den Frauen und aufrechter Gang bei den Männern. Zu ganz ähnlichen Ergebnissen kamen sie, als sie den Versuchspersonen Videos von Frauen und Männern vorspielten, die den Gang des jeweils anderen Geschlechts praktizierten.

Die grundsätzliche Schlussfolgerungen der beiden Forscher, veröffentlicht in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS): die Wahrnehmung von Attraktivität ist komplexer als bisher gedacht und lässt sich eben nicht auf einfache physische Maßzahlen reduzieren.

Vielmehr spielen unsere Vorstellungen vom "richtigen" männlichen und weiblichen Verhalten eine entscheidende Rolle. Diese Vorstellungen sind aber wiederum von der jeweiligen Gesellschaft geprägt, in der wir leben und keineswegs naturgegeben. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 14.3.2007)