Sorglose Umgang
Der sorglose Umgang der Jugend mit der Gesundheit habe sie zu dieser Maßnahme veranlasst. Auch die ehemalige ÖVP-Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer machte sich schon Sorgen um die unbekümmerte Jugend. "Kinder statt Partys" forderte sie von der jungen Spaßgesellschaft. Dass die ÖVP jetzt auf einmal öffentlich zur Verhütung aufruft, hat aber einen ernsten Hintergrund. Laut Kdolsky steigt in den EU-Ländern die Zahl der Neuinfektionen wieder an.
Aufklärung fehlt und nicht Kondome
In Österreich seien vor allem Jugendliche betroffen. Erich O. Gattner, Präsident der oberösterreichischen Aidshilfe, kann Kdolsky zustimmen. Auch er registriere eine zunehmende Unachtsamkeit der Jugend in Sachen Verhütung. Die wachsende Risikobereitschaft erklärt er damit, dass Jugendliche heute "Eigenverantwortung einfach nur übergestülpt bekommen und nicht dazu erzogen werden". Sprich: Es gebe keine entsprechende Aufklärung, um das Bewusstsein für die Lebensgefahr, die von Aids ausgeht, zu schärfen.
Der Vorstoß der Ministerin, Gratiskondome zu verteilen, dürfe kein "politisch motivierter ,single shot'" bleiben. Parallel dazu müsse es Informationsveranstaltungen geben, sagt Gattner.
Kampagne überfällig
Gery Keszler, Organisator des Life Ball, knüpft an die angekündigte Aktion die Bedingung, dass nach 1999 endlich wieder einmal eine flächendeckende Aufklärungskampagne gestartet und finanziert werde. "Denn in den letzten Jahren hat es in Österreich keinerlei öffentlich wahrnehmbare politische Aktivitäten im Kampf gegen HIV und Aids gegeben", bemängelt Keszler. Dass der Vorstoß jetzt ausgerechnet von einer ÖVP-Ministerin komme, verbindet er mit der Hoffnung "einer generellen gesellschaftspolitischen Öffnung innerhalb der ÖVP".
Aufklärung rechnet sich