Tübingen - Ärzten des Tübinger Universitätsklinikums ist
es in ersten Tests gelungen, Blinden mit Hilfe eines Netzhaut-Chips
einfache Seheindrücke zu verschaffen. Seit Herbst 2005 sei sieben
Patienten ein Chip direkt unter die Netzhaut eingepflanzt worden,
sagte der Leiter des Forschungsinstitutes für Augenheilkunde in
Tübingen, Prof. Eberhart Zrenner, am Mittwoch. Mit dem Chip könnten
die Patienten Lichtquellen wie Lampen oder Fenster erkennen.
Teilweise hätten die Betroffenen auch helle Gegenstände auf dunklem
Untergrund lokalisiert.
Patienten dürfen nicht von Geburt an blind sein
Der Netzhaut-Chip übernehme die Funktion von abgestorbenen
Sehzellen, erläuterte Zrenner. Der Mediziner warnte vor überzogenen
Erwartungen, es handele sich um eine Pilotstudie. Geeignet sei die
Therapie nur für Menschen, die früher sehen konnten und deren
Sehnerven und die entsprechenden Hirnregionen noch intakt seien.
Der Sprecher der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft, Prof.
Christian Ohrloff, verwies darauf, dass andere Forschergruppen in
Deutschland an ähnlichen Ansätzen arbeiten. Das Prinzip, biologisches
Gewebe und Informationstechnologie zu verbinden, sei auch für die
Behandlung von Menschen mit Rückenmarkverletzungen oder Gehörschäden
interessant.
An der Tübinger Studie waren auch Wissenschafter aus Regensburg
und Stuttgart beteiligt. Der Chip wurde von der 2003 gegründeten
Reutlinger Retina Implant GmbH entwickelt, einer Gründung aus der
Universität Tübingen. Zrenner ist Aufsichtsratsvorsitzender der
Unternehmens.
(APA/dpa)