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Vladimir Zagorec könnte mit einer Millionenkaution auf freien Fuß kommen.

Foto: REUTERS/Davor Kovacevic
Der ehemalige kroatische Vize-Verteidigungsminister Vladimir Zagorec befindet sich seit Freitagmittag auf freiem Fuß. "Die Kaution von einer Million Euro wurde hinterlegt. Die entsprechende Bestätigung ist bei Gericht eingetroffen. Da Zagorec damit alle Bedingungen der Justiz erfüllt hat, wurde er enthaftet", gab Christian Gneist, der Sprecher des Wiener Straflandesgerichts bekannt.

Zagorec wird Veruntreuung von Staatsgeldern in einer Höhe von Dutzenden Millionen Euro zur Last gelegt. Gegen den Ex-Minister war vorige Woche in Zagreb ein internationaler Haftbefehl ausgestellt worden. Am Dienstagabend wurde er in Wien verhaftet und im Landesgerichtlichen Gefangenenhaus vorerst in Auslieferungshaft genommen.

Ortswechsel muss genehmigt werden

Bis zum Abschluss des Auslieferungsverfahrens, das sich mehrere Wochen, möglicherweise sogar Monate hinziehen könnte, kann Zagorec aus heutiger Sicht damit rechnen, von den österreichischen Behörden nicht mehr in Haft genommen zu werden. Die Kaution soll garantieren, dass er - wie von ihm per Gelöbnis versprochen - das Land nicht verlässt. Zagorec wurde auch sein Reisepass abgenommen. "Er hat sich verpflichtet, bis zum Abschluss des Auslieferungsverfahrens seine Wiener Wohnanschrift nicht zu wechseln", erläuterte der Gerichtssprecher. Allfällige Ortwechsel innerhalb des Bundesgebiets müsse Zagorec der Justiz avisieren und erst genehmigen lassen.

Der kroatische Ex-Politiker und General wird des Amtsmissbrauchs verdächtigt. Er soll im Jahr 2000, als er den Posten des Vize-Verteidigungsministers räumte, aus dem Safe des Ministeriums Schmuck entwendet haben, den er 1993 von einem deutschen Waffenhändler als Bürgschaft für fünf Millionen US-Dollar erhalten haben soll. Das Geld habe das Verteidigungsministerium für den Kauf von Waffen verwendet.

Firmen in Österreich gegründet

Der einst enge Vertrauensmann des früheren kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman war während des jugoslawischen Bürgerkrieges (1991-95) mit der Beschaffung von Waffen für die kroatische Armee beauftragt. Als Tudjmans Vertrauter soll er unkontrolliert über Millionenbeträge verfügt haben. In rund 15 Jahren machte er Karriere von einem Geometer zu einem der reichsten Männer im Land, auch in Österreich hat er in den vergangenen Jahren mehrere Firmen gegründet.

Ob dem kroatischen Auslieferungsbegehren entsprochen wird, entscheidet sich im so genannten Auslieferungsverfahren, in dem der Ball zunächst bei Untersuchungsrichterin Christine Forstner liegt. Diese benötigt dazu sämtliche Unterlagen der kroatischen Strafverfolgungsbehörden, aus denen die gegen Zagorec gerichteten Vorwürfe hervorgehen, um festzustellen, ob die Auslieferung zulässig ist. Gegen die Entscheidung der U-Richterin sind Rechtsmittel möglich, die vom Wiener Oberlandesgericht zu behandeln wären. Letzten Endes muss jedenfalls das Justizministerium die Auslieferung genehmigen. Rechtsexperten rechnen daher damit, dass Vladimir Zagorec einige Monate zuwarten muss, ehe er erfährt, ob er den kroatischen Behörden zur Strafverfolgung übergeben wird. (APA)