Sogar von Felipe Calderón, seinem engsten Verbündeten in Lateinamerika, bekam US-Präsident George W. Bush Kritik zu hören. „Wir wollen gegenseitigen Respekt, nicht Unterordnung“, sagte Mexikos Präsident in Hinblick auf den von den USA derzeit errichteten, als erniedrigend empfundenen 1100 Kilometer langen Grenzwall, den Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger mit der Berliner Mauer verglichen hat. Bush versprach, ein Gastarbeiterprogramm für die geschätzten sechs Millionen illegalen Einwanderer aus Mexiko durch den US-Kongress zu bringen, doch das ist ihm schon mit der früheren republikanischen Mehrheit nicht gelungen.

Mit seiner Reise durch fünf Staaten des Südens wollte Bush die Beziehungen reparieren, die vor allem durch den in ganz Lateinamerika abgelehnten Irakkrieg gelitten haben. Doch Bush sei mit „leeren Händen“ gekommen, hieß es in Mexiko. Die knausrige US-Hilfe von 1,6 Milliarden Dollar im Jahr für die gesamte Region kontrastiert scharf mit der Freigiebigkeit von Venezuelas Präsident Hugo Chávez, der parallel zu Bush befreundete Staaten besuchte und allein Nicaragua eine Raffinerie für 2,5 Milliarden Dollar versprach.

Der US-Präsident hatte auch willigen Partnern nur schöne Worte zu bieten. So besprach er mit Brasiliens Lula eine Ethanol-Allianz, um die Abhängigkeit vom Erdöl zu reduzieren, konnte aber keinen Verzicht auf US-Zölle für brasilianisches Ethanol zusichern. Der Abschluss von Freihandelsverträgen, auf den Kolumbien und andere warten, könnte im Kongress von den Demokraten verhindert werden, die eine Billig-Konkurrenz für US-Arbeiter fürchten.

Insgesamt könnte Bush aufgegangen sein, dass er seine Reise zu spät unternommen hat. Bei den Armen Lateinamerikas stahl ihm Chávez eindeutig die Show. Doch der hat daheim auch Ärger: Gegen seinen Plan, alle linken Gruppen, auch die seit 1931 selbstständig existierende KP, zu einer Einheitspartei zu vereinen, gibt es beträchtlichen Widerstand. (Erhard Stackl/DER STANDARD, Printausgabe, 15.3.2007)