Foto: Votava
Ein Hang zur Exzentrik, der im Sammeln gemeinhin vorerst wenig beachteter Dinge sein Ventil findet, gehört bei Essls zur Erbmasse: Großvater Georg importierte zwei gelehrige Meerkatzen aus Mekka, bevor er die Kirche von Hermagor in Auftrag gab. Und auf dessen Leidenschaft geht auch der Grundbestand an Exponaten des Gailtaler Heimatmuseums in Möderndorf zurück. Für Karlheinz - er blickte 1939 erstmals ins Licht Hermagors - gibt es neben dem hauptberuflichen Führen von Baumärkten auch sonst immer was zu tun: Kunst sammeln!

Etwa 6000 Arbeiten von weit über hundert Zeitgenossen, von den Aborigines bis Heimo Zobernig, hat er in 35 Sammlerjahren nach Klosterneuburg verfrachtet. Die auch artgerecht einzustellen, ließ er durch Heinz Tesar ein Museum errichten, einen hoch eleganten Zweckbau mit malereigerechtem Naturlicht.

Sein Plan, die Werke im Wiener Künstlerhaus bzw. im einst angedachten Leseturm des Museumsquartiers unterzubringen, ließ sich nicht in die Tat umsetzen. Und nicht vollbrachte Taten scheinen Karlheinz Essl ein Gräuel. So passierte Österreich ein Privatmuseum von internationalem Format. Der ursprünglichen Intention der Sammlung folgend, präsentierte sich das Haus zunächst als österreichische Nationalgalerie für die realistischen Tendenzen der 70er-Jahre über den Aktionismus bis hin zur "Neuen Malerei" der 80er und zum Stil- und Medien-Pluralismus des heraufdämmernden 21. Jahrhunderts.

Zu wenig für einen, der auch mit seinen Baumax-Märkten wenig von nationalen Grenzen hält. Der erfolgreiche Kommerzialrat beschloss, auch sammelnd international zu werden. Und: Erfolg eingebaut! Der Heimwerkerkönig mit protestantischen Wurzeln im Sächsischen gilt weltweit als top, Karlheinz und Frau Agnes sind geladen, wo immer edle Kunstware zwischen Basel und Miami in der Auslage steht. In der Sonderausgabe der Zeitschrift ArtReview (Herbst 2003) mit dem Titel "Power 100/The art world's top 100 players" wurden Agnes und Karlheinz Essl auf Platz 34 unter die 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der internationalen Kunstwelt gereiht.

Und heißt es plötzlich: "China Now!", war das smarte Paar schon längst vor Ort, um einzukaufen. Formuliert als Mission Statement der Sammlung, liest sich das dann so: "Seit Beginn unserer Sammlertätigkeit ist es unser Wunsch, möglichst viele Menschen mit Kunst in Berührung zu bringen, von dieser inspirieren zu lassen. Kunst bereichert das Leben und setzt innovative Kräfte frei. Kunst ist ein Lebenselixier, das vertiefende Einblicke in die Zusammenhänge des Lebens und der Existenz ermöglicht. In diesem Sinne möchten wir einen Beitrag zur positiven Entwicklung der Gesellschaft leisten." (Markus Mittringer /DER STANDARD, Printausgabe, 15.03.2007)