Mehrere Banken sind an der Übernahme der Holding Olimpia interessiert, die eine 18-prozentige Beteiligung an der Telecom Italia hält und damit Hauptaktionär der Telefongesellschaft ist. Der Chef des römischen Geldhauses Capitalia, Cesare Geronzi, arbeitet an einer Allianz mit der Mailänder Investmentbank Mediobanca, um vom Reifenproduzenten Pirelli die Olimpia-Holding zu erwerben. Dem Pool sollte Kreisen zufolge auch der Versicherer Generali beitreten.

Auch Intesa Sanpaolo überlegt ein Offert für Olimpia. Die norditalienische Superbank hofft auf Unterstützung aus dem Ausland. Deutsche Bank und Merrill Lynch könnten sich dem Bankenbündnis anschließen, berichtete die römische Tageszeitung "Il Messaggero" am Donnerstag.

3,5 Milliarden Euro müssen die Kreditinstitute für die Übernahme der Olimpia-Holding aufbringen, die damit mit 2,625 Euro pro Aktie bewertet wird. Pirelli-Präsident Marco Tronchetti Provera verlangt jedoch mindestens drei Euro pro Aktie. Pirelli hält derzeit 80 Prozent, die Unternehmerfamilie Benetton 20 Prozent an der Holding. Hinzu müssen die Banken die 2,8 Milliarden Euro Schulden der Holding übernehmen.

Das Projekt ist heikel. Um die Übernahme zu finanzieren, suchen die Banken nach einem industriellen Partner. In Frage kommt der russische Telekom-Konzern Sistema, der bereits Interesse für Telecom Italia signalisiert hat. "Kontakte zwischen unseren Konzernen sind im Gange", bestätigte der Präsident von Sistema, Wladimir Jewtuschenkow, der vom Magazin "Forbes" als elftreichster Mann Russlands eingestuft wird.

Sistema hatte kürzlich angekündigt, sein Telekommunikations-Geschäft ausbauen zu wollen, zu dem derzeit der russische Marktführer Mobile TeleSystems und der Festnetz-Anbieter Comstar gehören. Das Unternehmen verhandelt mit zahlreichen Firmen weltweit. Zudem gelten die spanische Telefonica und die indische Hinduja-Gruppe als mögliche Kaufkandidaten. Telefonica hat sich gestern jedoch von weiteren Zukäufen in näherer Zukunft distanziert.

Die Entscheidung, sich ganz von Telecom Italia zu trennen, ist eine strategische Wende für Pirelli. Konzernchef Tronchetti ist zwar seit Monaten auf der Suche nach einem Investor für seine Anteile an Olimpia, bisher war stets von einer Minderheitsbeteiligung die Rede. Ein Komplettverkauf von Olimpia kommt einer Übernahme von Telecom Italia gleich. Denn wer Olimpia kauft, übernimmt automatisch die Kontrolle von Telecom Italia.(APA)