Wien - Die Kardiologen an der Universitätsklinik für Innere Medizin II am Wiener AKH können neuerdings buchstäblich Slalom-Fahren - auch in verwinkelten, verengten Herzkranzgefäßen der Patienten. Das ermöglicht die erfolgte Installation eines Magnet-bewegten, per Joystick oder Touchscreen gesteuerten Herzkathetersystems. Es ist das erste derartige Gerät außerhalb der USA. "Wir können damit Dinge tun, die bisher nicht vorstellbar waren", sagte der Leiter der Klinik, Gerald Maurer, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im AKH.

Bei Herzkatheteruntersuchungen bzw. Interventionen - zum Beispiel das Beseitigen von Herzrhythmusstörungen durch das Abtragen störender Reizleitungen oder das Erweitern verengter Herzkranzgefäße - war man bisher auf händisch manipulierte Sonden angewiesen, die ins Herz vorgeschoben wurden. Doch die Manövrierfähigkeit war dadurch begrenzt.

Das neue System

Das behebt offenbar das neue System, das von "Stereotaxis" (St. Louis/USA) und von Siemens-Medizintechnik entwickelt wurde. Es besteht aus zwei einander gegenüber liegenden und in zwei Ebenen steuerbaren Elektromagneten, die 20 Mal schwächer als jene von Magnetresonanz-Apparaten zur Bildgebung sind. An der Spitze des besonders weichen Katheters findet sich ein Führungsdraht mit einem eingebauten kleinen Magnet. Durch Veränderung des Feldes der großen Magnete kann der Katheter damit im Körper des Patienten millimetergenau gesteuert werden. Das erfolgt über Joystick oder Touchpad. AKH-Chef Reinhard Krepler sprach deshalb von einer "neuen Ära in der Kardiologie", was die Herzkatheter betreffe.

Dietmar Glogar, Leiter des Katheter-Bereiches an der Universitätsklinik für Innere Medizin II: "Damit kommen wir auch durch geschlängelte Herzkranzgefäße durch. Derzeit verwenden wir das Gerät zur Ablation (Beseitigung, Anm.) von Rhythmusstörungen, wie supraventrikulären Tachykardien oder Vorhofflimmern, und für Interventionen an den Koronargefäßen." Man werde aber auch Forschungsprojekte wie die Regeneration kranker Herzen über die Applikation von Wachstumsfaktoren oder Stammzellen mit dem neuen System voran treiben. Die Daten können zusammen mit CT- oder Magnetresonanzbildern auch in eine 3D-Darstellung integriert werden.

Der Rektor der MedUni-Wien, Wolfgang Schütz, erhofft sich von dem drei Millionen Euro teuren Gerät einen Vorteil für den Universitätsstandort. Die Gemeinde Wien zahlte 60 Prozent, die Universität 40 Prozent. Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (S): "Das ist in Wien Spitzenmedizin nicht nur für diejenigen, die sich das leisten können, sondern für Alle. Das ist auch gut so und das ist auch gerecht so." (APA)