Graz - Die Sanofi-Aventis-Stiftung hat fünf Grazer Wissenschafter ausgezeichnet - für Arbeiten zum Kalzium-Haushalt von Zellen, für eine bessere Melanom-Diagnostik, über den Gallensäure-Abtransport, Immunologie in der Gynäkologie und zum Verhalten von Abwehrzellen. Die fünf Arbeitsgruppen der Medizinischen Universität Graz erhielten die Preise für die besten medizinischen Forschungsarbeiten. Die Stiftung vergibt sie jedes Jahr an den drei Med-Unis Österreichs in Wien, Graz und Innsbruck.

Kalzium-Haushalt von Zellen

Eine der Auszeichnungen wurde für die Untersuchung der Feinsteuerung des Kalzium-Haushalts von Zellen vergeben. Zellen sind auf die Aufrechterhaltung einer Balance zwischen Zu- und Ausstrom von Kalzium-Ionen angewiesen. Dies gilt auch für einen der wichtigsten Zellbestandteile, das endoplasmatische Retikulum, das auch für die Kalzium-Speicherung zuständig ist. Wie dieser Speicher aufgefüllt wird, haben Roland Malli und seine Co-Autoren vom Institut für Molekularbiologie und Biochemie der Med Uni Graz untersucht. "Wir haben herauszufinden versucht, welche Rolle die Mitochondrien - auch als Kraftwerke der Zelle bezeichnet - für das Wiederauffüllen der zellulären Kalzium-Speicher spielen", so Malli.

Dermatologie

Armin Gerger von der Grazer Abteilung für Onkologie der Univ.-Klinik für Innere Medizin und Abteilung für Allgemeine Dermatologie erhielt für eine Arbeit auf diesem Gebiet einen der Preise: "Seit rund 15 Jahren ist die Auflichtmikroskopie die Standardmethode zum Erkennen von Krebs. Die nicht-invasive Laser-Scan-Mikroskopie, die als Lichtquelle einen schwachen Diodenlaser und Linsen mit höherer Vergrößerung verwendet, ist eine wesentliche Verbesserung. "Mit freiem Auge liegt die Genauigkeit, ein Melanom zu erkennen, nur bei 60 Prozent, mit der Auflichtmikroskopie bei 80, mit der konfokalen Laser-Scan-Mikroskopie über 90 Prozent", so Gerger.

Abtransport von Gallenbestandteilen

Auf die Spur alternativer Wege des Abtransportes potenziell giftiger Gallenbestandteile bei Lebererkrankungen mit Störungen des Gallenflusses hat sich Martin Wagner vom Labor für Experimentelle und Molekulare Hepatologie an der Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Med Uni gesetzt. Nachgewiesen wurde, dass bestimmte Substanzen Transkriptionsfaktoren aktivieren, die diesen Mechanismus möglich machen und somit einen therapeutischen Ansatzpunkt darstellen.

Immunologie

Der Klärung des Phänomens, warum Embryos - die der Mutter immunologisch wegen des männlichen Ursprungs zur Hälfte "fremd" sind - nicht abgestoßen werden, haben sich die Wissenschafter vom Institut für Zellbiologie, Histologie und Embryologie um Herbert Juch angenommen. In ihrer Arbeit untersuchten sie, welche Formen der vor einer falschen Immunantwort eventuell schützenden Faktoren (HLA-GProteine) in den Zellen der Plazenta (Trophoblasten) tatsächlich gebildet werden. "Dazu gab es bisher umstrittene und oft wenig überzeugende Daten", sagte Juch. Das Team konnte jedenfalls belegen, dass bestimmte lösliche Formen von HLA-G (5 und 6) nicht von diesen Trophoblasten gebildet werden und daher z.B. für diagnostische Zwecke ungeeignet sind. Die Aufklärung solcher Mechanismen könnte sowohl für die Gynäkologie und Reproduktionsmedizin, als auch für die Transplantationsmedizin wichtig werden.

Regulationssysteme

Die Aktivierung und das Eindringen von Immunzellen aus dem Blutstrom in Gewebe wird durch komplexe Regulationssysteme gesteuert. Dabei spielen auch körpereigene Substanzen, welche die Abwehrzellen anlocken - "Chemoattractants" - eine wichtige Rolle. Gunter Sturm und ein Autorenteam der Med Uni haben mit dem Protein 5-oxo-ETE einen Faktor identifiziert, der unter anderem auch spezifisch basophile Granulozyten anlockt. Dabei stellte sich heraus, dass 5-oxo-ETE offenbar auch auf basophile Granulozyten eine stark anziehende Wirkung besitzt. Laut Sturm und den Co-Autoren könnte 5-oxo-ETE jedenfalls in Zukunft ein Ziel für neue Medikamente gegen Asthma und allergische Krankheiten sein. (APA)