Und Hickersberger hat tatsächlich 23 Kicker gefunden, die sich diesen Aufgaben "gegen zwei Weltklasseteams" stellen dürfen, müssen, vielleicht sogar können. Es wird ein längeres Miteinander sein, die Mannschaft ist ab Montag in Stegersbach einquartiert. Dort wird sie übrigens auch während der EURO hausen.
Zur speziellen Schwierigkeit: Das Land vermisst Stürmer. "Es herrscht ein akuter Mangel", sagte Hickersberger, und man war geneigt, ihn zu trösten. Sanel Kuljic hat seinen Vertrag beim FC Sion gekündigt, der Klub schuldet ihm angeblich 80.000 Euro. "Ob er berechtigt oder unberechtigt ausgetreten ist, kann ich nicht beurteilen. Aber es darf nicht sein, dass irgendwelche Präsidenten nach Lust und Laune Gehälter auszahlen. Fußballer sind auch Menschen, die sensibel reagieren." Der Teamchef zeigte Einfühlungsvermögen und berief Kuljic trotzdem ein.
Ob Marc Janko eine Verstärkung sein könnte, wird Hickersberger wohl nie erfahren, der Stürmer von Salzburg ist zur Abwechslung verletzt. Erwin Hoffer, den sich Rapid einst aufgrund der Schnelligkeit geangelt hat, trainiert, baut sich auf, soll in ein paar Wochen wieder dem Beruf nachgehen können. "Aber wir reden von Sternchen, keinen Sternen. Die Wunderwuzzis lassen sich nicht erfinden", dämpfte Hickersberger die ohnehin niedrigen Erwartungen. "Wir alle müssen uns der Realität bewusst sein und daraus das beste machen."
Überforderung
Sternchen Roland Linz hat seinen Stammplatz bei Boavista Porto eher verloren, sein letzter Treffer ist nicht mehr wahr. Fürs ÖFB-Team reicht das allemal. In höchster Not wurde der 32-jährige Mario Haas reaktiviert, vielleicht bekommen Roland Kollmann und Christian Mayrleb auch noch eine Chance. Irgendwann, vor der EURO.
Es schickt sich, in der Vorbereitung neue Kräfte zu testen, Mattersburgs Cem Atan debütiert. Er ist 21 Jahre alt und im Mittelfeld tätig, Hi-ckersberger hat sich mit Atans Alltagstrainer Franz Lederer unterhalten. Lederer meinte, dass der Bursche überfordert sein könnte. Was den Teamchef kalt ließ. "Überforderung trifft auf andere auch zu."
Sparsamkeit
Über den Niedergang des GAK zeigte sich Hickersberger nicht wirklich erstaunt. "Schon als ich bei Rapid war, wusste man, dass sie sich das eigentlich nicht leisten können. Wie einst der FC Tirol. Ich kann nur appellieren, dass die Liga strenger kontrolliert. Und dass die Klubs nur das ausgeben, was sie haben." Rudolf Edlinger sei fast die Ausnahme: "Er wurde wegen seiner Sparsamkeit kritisiert. Recht hatte er. Rapid ist finanziell abgesichert. Es kann nicht sein, dass nur in Luftschlösser investiert wird."