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Martin Heller wehrt sich gegen den Vorwurf, nicht kreativ mit den Künstlern zu arbeiten. Unbequeme Fragen blieben da nicht aus.

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Die Nervosität unter den Küsntlern erkärt er mit dem hohen Anspruch an die Projekte. Hubert von Goisern und Linz 09 passen für ihn "genial zueinander", meint er im Gespräch.

STANDARD: Wie weit sind Sie bei der Konzeptionierung für die Kulturhauptstadt Linz 09?

Heller: Im Moment versuchen wir, das Jahr 2009 im Gesamten zu komponieren. Noch möchten wir uns möglichst viele Optionen offen lassen, um ein möglichst homogenes Bild zu schaffen. Mitte des Jahres wird das Programm dann konkretisiert. Die Ungeduld ist also vorprogrammiert.

Mit dem Warten auf Zusagen beginnt bei den Künstlern auch ein Stück Zeit, wo gepokert wird, wo halt jeder Recht hat, der einen Vorwurf erhebt, weil er oder sie nicht gewürdigt wird, weil es viele Absagen geben wird, und das nährt verständlicherweise auch ein Stück Unzufriedenheit. Doch so ist der Lauf der Dinge.

STANDARD: Vor allem aus der freien Kulturszene kommen Beschwerden, dass Sie bei der Zusage für Projekte zögern.

Heller: Viele Vorhaben, die uns eingereicht wurden, müssen sich derzeit dem Anspruch einer europäischen Kulturhauptstadt stellen. Da genügt lokale Kompetenz nicht mehr. Dieser Anspruch kann durchaus Nervosität auslösen. Wir haben ein System, bei dem Vorprojekte bereits von uns bezahlt werden. Das heißt, es geht von Anfang an um harte Fakten: Wie löst man Qualität ein, wie komme ich mit meinen Ideen an ein breiteres Publikum? Es sind manchmal unangenehme Fragen, die wir hier stellen, und nicht jeder kann damit umgehen. Zu meinem Aufgabenfeld gehört nun einmal, dass ich Qualität möglicherweise anders beurteile als sie von den Autoren selbst gesehen wird.

STANDARD: Es wird Ihnen auch vorgeworfen, dass Sie nichts anders machen als ein Kurator: sammeln, in dem Fall Ideen.

Heller: Wir haben ja absichtlich in diesem ersten Jahr jeden ermutigt, uns Ideen zu liefern, auch ganz speziell dazu, was denn Linz eigentlich ausmacht. Wir haben sehr viel Zeit darauf verwendet, über die Identität der Stadt nachzudenken. So verzahnen sich in Linz Kultur, Industrie und Natur. Das ist eine einzigartige Formel, mit der wir arbeiten. Ein universelles Schnittmuster für die Kulturhauptstadt habe ich nicht mitgebracht.

STANDARD: Warum eigentlich bewirbt Hubert von Goisern mit seiner musikalischen Schifffahrt Linz 09 und nicht die aus Linz stammenden Attwenger?

Heller: Die Idee mit dem Schiff ging von Hubert von Goisern aus. Er war bereit, sich auf diese unbekannte musikalische Geschichte einzulassen - ein Projekt, das mit künstlerischen Risiken gespickt ist, kein Sonntagsspaziergang. Ich finde, es ist ein zutiefst europäisches Projekt, sich mit musikalischen Mitteln den Chancen und den Widrigkeiten Europas zu stellen. Das ist ein gemeinsames Anliegen von Hubert und von uns. Da passen zwei Haltungen genial zueinander. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.3.2007)