Berlin - Der deutsche Oberstleutnant, der seine Mitarbeit beim Tornado-Einsatz in Afghanistan verweigert hat, hat mit seinen Einwänden offenbar Erfolg gehabt. Das Wehrbereichskommando IV in Bayern habe ihn in eine andere Abteilung seiner Kaserne versetzt, sagte der Münchner Oberstleutnant Jürgen Rose der Tageszeitung "Die Welt" (Samstagausgabe). Sein Dienstvorgesetzter habe ihm am Freitag mitgeteilt, er werde zur "Wahrung der gewissenschonenden Handlungsalternative" in eine Abteilung versetzt, die die Liegenschaften der Bayern-Kaserne verwaltet, wird Rose zitiert.

Rose hatte bei seinen Vorgesetzten die Mithilfe beim anstehenden Tornado-Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan verweigert und den Antrag gestellt, von weiteren Aufgaben im Zusammenhang mit dem Auftrag entbunden zu werden. Der Oberstleutnant ist für die logistische Unterstützung von Auslandseinsätzen der Bundeswehr zuständig. "Der Einsatz ist völkerrechtswidrig, weil mit den Tornados der Kreuzzug von US-Präsident George W. Bush gegen den Terrorismus unterstützt wird", erneuerte Rose seine Kritik. Die Kriegsführung im Süden Afghanistans schere sich nicht um den Schutz der Zivilbevölkerung. Die Kampfeinsätze der USA im Süden seien nicht vom UN-Sicherheitsrat mandatiert.

Nach Angaben der deutschen Zentralstelle zum Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer in Bockhorn haben allein in den vergangenen 14 Tagen vier Reservisten der Bundeswehr einen Antrag auf Dienstverweigerung gestellt, wie die Zeitung schreibt. Alle vier sind zwischen 40 und 50 Jahre alt und begründen ihren Schritt mit den internationalen Einsätzen der Bundeswehr. "Das zeigt, dass diese Kampfeinsätze auch innerhalb der Streitkräfte zunehmend kritisch gesehen werden", wird Zentralstellen-Geschäftsführer Peter Tobiassen zitiert. Auch im "Forum Wehrpflicht" häuften sich Einträge, in denen Männer über ihre nachträgliche Dienstverweigerung berichten. (APA/AP)